abschiebung
: Weihnachten im Abschiebeknast

So einfach kann man sich das natürlich machen: Innensenator Ehrhart Körting (SPD) verteidigt die geplante Abschiebung eines 17-jährigen Vollwaisen nach Kirgisistan als „ganz normale“ Entscheidung nach Recht und Gesetz – und ergänzt: Wer selbstständig in die Bundesrepublik komme, könne sie auch selbstständig wieder verlassen. Recht so! Dann eben ab ins sommerlich heiße Kirgisien, wo der Junge nichts hat, weder ein soziales Netz noch eine Familie, die ihn hält. Als deutschen Abschiedsgruß noch ein paar Faustschläge obendrauf, wie der Flüchtlingsrat berichtet. Die hiesige Flüchtlingspolitik ist eine Schande.

KOMMENTAR VONPHILIPP GESSLER

Gerade vor Weihnachten, berichtet der Rat, häufen sich die Abschiebungen. Die Innenverwaltung ist eben familienfreundlich und will, dass die Abgeschobenen wieder bei ihrer angestammten Familie im Heimatland das Fest der Familie begehen können. Und dass es in diesem Fall keine Familie in Kirgisistan gibt, dass sollten wir jetzt mal nicht so eng sehen. Auch nicht, dass sein 18-jähriger Bruder, getrennt von dem offenbar misshandelten 17-jährigen, abgeschoben werden sollte. Das wäre dann eine Familienzusammenführung der besonderen Art. Der kann dann immerhin berichten, wie in Deutschland so Weihnachten gefeiert wird.

Übrigens: Die Weihnachtsgeschichte erzählt, wie eine Frau ein Kind in einem Stall gebären muss, weil sie niemand aufnehmen will. Die Mutter, ihr Angetrauter und das Kind müssen danach nach Ägypten fliehen, schreibt das Neue Testament. Klassische Flüchtlinge. Aber wir wollen nicht sentimental werden und die Ebenen vermischen. Das ist ja alles, wie wir gelernt haben, eine „ganz normale“ Entscheidung. Gute Erbauung an Heiligabend in der Kirche, Herr Körting! Oder gehen Sie nicht?