Süßer Kaufvertrag

Das Frauenzentrum „Schokofabrik“ ist gerettet: Eine Million Euro investierten die Frauen in die Gebäude

Schokofabrik? Gekauft! Gestern Morgen unterschrieben 16 Frauen bei der Wohnungsbaugesellschaft GSW den Kaufvertrag über die vier Gebäude des Frauenzentrums in der Mariannenstraße und der Naunynstraße und ließen überschwänglich die Sektgläser klingen. Das Zentrum, das Beratung, Bildung und Freizeitangebote nur für die weibliche Welt anbietet, ist damit gerettet. Die GSW wollte die Gebäude veräußern.

Satte 966.000 Euro haben die Schokofrauen gesammelt – in nur knapp einem Jahr. Das Geld stammt aus einer eigens gegründeten Genossinnenschaft mit 66 Mitgliedern, dem Verkauf von Wohnungen in einem der Häuser, Privatdarlehen und Geld von der Bank. „Normalerweise bekommen neu gegründete Genossenschaften keinen Kredit“, weiß Ute Kätzel, die die Rettungskampagne „Kaufen wir die Schokofabrik“ betreut hat. Dass sie den Kredit bekommen haben, zeige, dass auch Frauen inzwischen als erfolgreiche Unternehmerinnen in der Wirtschaftswelt anerkannt werden.

Unter den Unterstützerinnen sind nicht nur Nutzerinnen der Schokofabrik. So hat beispielsweise einer der früheren Besitzer der ehemaligen Schokoladenfabrik, in der das Frauenzentrum untergebracht ist, seinen Enkelinnen Genossinnenschaftsanteile geschenkt. Eine Dame, die für ihre gerade ausgeschüttete Lebensversicherung eine Anlagemöglichkeit suchte, sprang noch Donnerstagnacht gegen 23 Uhr auf den Rettungszug auf.

Stefanie Hömberg und Ulli Schlun, die beiden Vorstandsvorsitzenden der Genossinnenschaft, erlebten die GSW bei den Kaufverhandlungen nach eigenen Angaben als aufgeschlossen gegenüber dem Frauenlesbenzentrum. Das sei nicht selbstverständlich: „Immerhin sind wir doch eine ungewöhnliche Erscheinung in dieser Stadt.“ Heute Abend wird der Erfolg ab 20 Uhr im Schokocafé in der Mariannenstraße groß gefeiert. JGR