discounterwein im taz-test (II)
: Mindestens fünf Euro anlegen

Ein Leser aus Solingen fühlte sich „nicht eigentlich aufgeklärt“. Ob die Aldi-Weine beim taz-Test in der vergangenen Woche nun „zu Recht oder zu Unrecht“ schlecht weggekommen seien – eines habe gefehlt: der alternative Hinweis, „wo und wie man preiswert Wein kauft“.

Auch wenn sich ein kritisches Blatt wie die taz mit Lob stets schwertut, liefern wir den Service gerne nach. Und betonen: Die Kritik an Aldi war kein Plädoyer für die Konkurrenz von Penny, Lidl oder Plus. Das Sortiment der drei Discounter hat die Redaktion zwar nicht komplett durchprobiert, aber die Erfahrungen in der Penny-Filiale gleich neben der Berliner taz-Zentrale ergeben kein erfreuliches Bild. Ähnlich wie bei Aldi sind es nur einzelne Produkte, die als passable Weine für den Alltag durchgehen mögen.

Erfreulicher als bei den Discountern ist die Bilanz bei den Supermärkten der Kategorie Kaiser’s & Co. Auch hier sollte der Weinfreund zwar 90 Prozent des Sortiments getrost stehen lassen – zumal ein Großteil der französischen oder italienischen Weinen im Tanklaster zu Elsässer oder Südtiroler Abfüllern verfrachtet wurde. Aber weil die Auswahl sehr viel größer ist, lassen sich unter den restlichen 10 Prozent durchaus passable Tropfen finden, etwa von soliden Produzenten wie dem Badischen Winzerkeller, Torres aus Katalonien, Melini aus der Toskana, Gallo aus Kalifornien oder Hardy aus Australien.

Mindestens 5 Euro muss man für diese Weine allerdings anlegen, einen Betrag also, für den man auch im Fachhandel oder direkt beim Winzer fündig wird. Bezeichnenderweise listet ein Büchlein, das sich mit Weinen „aus dem Supermarkt“ befasst, mangels Alternativen auch Karstadt und Kaufhof auf – deren einschlägige Abteilungen doch eher Fachgeschäften gleichen. Zu warnen ist hingegen vor dem zu Karstadt gehörenden Berliner KaDeWe, das sich seine große Weinauswahl mit mehrfach überhöhten Preisen bezahlen lässt.

Die einzige bundesweit operierende Kette, die ihr Sortiment rigoros auf Qualitätserzeuger beschränkt, ist das „Mövenpick-Weinland“. In den zehn Filialen, zumeist im Industriegebiet angesiedelt, finden sich viele namhafte Gewächse deutlich günstiger als in den Weingeschäften der Innenstädte. Neben den teuren Renommierbouteillen muss der Kunde nach den Alltagsweinen für 5 Euro allerdings schon kräftig suchen.

Wer deutschen Wein bevorzugt, der ist angesichts des schmalen Supermarkt-Sortiments gerade auf diesem Sektor mit dem Einkauf beim Winzer ohnehin besser bedient – selbst wenn er außerhalb der Weinbaugebiete wohnt, denn die Versandkostenpauschale von durchschnittlich 50 Cent pro Flasche rechnet sich dabei allemal. Für Weihnachten kommt dieser Tipp allerdings zu spät.

RALPH BOLLMANN

Bernd Kreis: „500 Weine unter 10 €“. Ausgabe 2004. Hallwag Verlag, München 2003, 364 Seiten, 17,90 €Frank Kämmer: „Super-Weine aus dem Supermarkt.“ Eichborn Verlag, Frankfurt 2002, 190 Seiten, 9,95 €