„Die Qualität im Einklang mit der Natur verbessern“

Demeter-Imker Günther Friedmann erläutert die Gefahren der Gentechnik, was das Gentechnik-Gesetz bringt, und die Chancen ökologischer Imkerei

taz: Sind Sie mit dem verabschiedeten Gentechnik-Gesetz zufrieden?

Günther Friedmann: Rot-grüne Politiker waren nach meiner Erfahrung wirklich die Einzigen, die sich für unsere Belange eingesetzt haben. Zu Beginn der Diskussion waren die Interessen der Imker und Bienen überhaupt nicht bedacht. Zum Beispiel war beim Standortregister ursprünglich gar nicht vorgesehen, dass Imker da reinschauen durften. Durch die strengen Haftungsregeln habe ich die Hoffnung, dass Bauern zögern werden, GVO-Saatgut einzusetzen. So gewinnen wir Zeit. Es gibt immer neue Erkenntnisse zu den Schäden durch Agro-Gentechnik, und auch die versprochenen wirtschaftlichen Vorteile lösen sich immer mehr in Luft auf.

Halten Sie Koexistenz zwischen genfreiem und GVO-Wirtschaften für machbar?

Koexistenz kann nicht funktionieren. Bienenvölker haben Einzugsgebiete von bis zu 100 Quadratkilometern. Insekten verbreiten aktiv den Pollen aller Blütenpflanzen, die sie besuchen. Auskreuzungen können gar nicht verhindert werden. Wenn es Gen-Anbau in Deutschland im größerem Stil gibt, wird auch GVO-Pollen in Honig gelangen. Die Kunden, die deutschen Honig kaufen, sind umwelt- und qualitätsorientiert und lehnen Agro-Gentechnik ab. Wenn der Honigmarkt zusammenbricht, haben wir bald auch ein Bestäubungsproblem, weil dann viele Imker aufgeben werden und nicht mehr genügend Honigbienen da sein werden.

Warum beurteilten Sie die Gentechnik so ablehnend?

Hier werden Dinge in die Welt gesetzt, ohne zu wissen, welche Folgen sie für das Ökosystem und den Menschen haben. Wir müssen nicht Gott spielen und die Natur dominieren, sondern mit ihr arbeiten – im Einklang mit der Natur Qualität und Quantität verbessern. Dass dies gelingen kann, beweist nicht zuletzt die artgemäße, biologische Imkerei beweist.

Gentechnik ist nicht die einzige Bedrohung für Imker?

Stimmt – wir haben allein durch die Varroa-Milbe schon genug Probleme. Wenn der Bienenstockkäfer, der inzwischen ja auch in Europa angekommen sein soll, hier die Bienenvölker so massiv befällt wie in den USA, wird dies unserer Imkerei den Todesstoß versetzen. Mit der Verarmung von Feld und Flur durch die intensive Landwirtschaft, dem Bienensterben durch Insektizide und durch die mangelnde staatliche Förderung der Imker kommen weitere Probleme dazu. Trotzdem bin ich optimistisch: Viele der jungen Imker, die jetzt dazukommen, wollen ökologisch arbeiten.

INTERVIEW: RENÉE HERRNKIND