Scheichs in Sorge um Einnahmen

Die Opec will die Ölmengen drosseln, damit der Preis nicht weiter fällt. Da die USA zum Beispiel ihre Vorräte gehortet haben, wird zur Zeit viel mehr Öl angeboten als gekauft

Die Länder, die Erdöl fördern, sind zur Zeit wegen des Preisknicks extrem nervös

KAIRO taz ■ Das Kartell der Erdöl produzierenden Länder Opec hat auf den Preisverfall der letzten sechs Wochen reagiert. Schon bevor dessen außerordentliches Treffen – diesmal nicht in Wien, sondern in der ägyptischen Hauptstadt Kairo – beendet war, sickerte gestern der Beschluss der elf Mitglieder durch, die gegenwärtige Produktion zu drosseln. Dabei sollen nicht die offiziellen Förderquoten, sondern die darüber hinausgehende Überproduktion zurückgeschraubt werden.

Die offizielle Opec-Förderquote von 27 Millionen Barrel am Tag, ein Drittel der weltweiten Produktion, soll vorerst nicht angetastet werden. Doch de facto übersteigen einige Länder ihre Quoten, so dass das Kartell bis zu 1,7 Millionen Barrel täglich mehr produziert. Diese Überproduktion soll ab Januar um eine Million zurückgeschraubt werden.

Die Erdöl produzierenden Länder sind extrem nervös, da die Preise nach einem Rekordhoch von 55 Dollar per Barrel im Oktober, in den letzten sechs Wochen rapide um 15 Prozent gesunken waren. „Damit sind die Sorgen von den Ölkonsumenten zu den Produzenten zurückgekehrt“, sagte der Gastgeber der Opec-Konferenz, der ägyptische Ölminister Sameh Fahmi, in einem Interview mit der taz.

Fahmi zeigte sich auch skeptisch, dass sich einzelne Opec-Staaten tatsächlich an eine Einschränkung der Überproduktion halten werden. „Wenn die Preise hoch sind, ist es einfach von den Opec Staaten mehr Disziplin in der Einhaltung ihrer Quoten zu verlangen“, sagte er. Wenn die Preise aber, wie jetzt sinken, ist das für viele Länder schwer zu akzeptieren, dass sie ihre Förderung einschränken sollen, zumal sie die Einnahmen oft schon für eigene Entwicklungspläne eingeloggt haben.“

Entscheidend für den Beschluss, die Quoten strikter einzuhalten, war die saudische Zustimmung. Der größte Ölproduzent hatte sich noch vor dem Treffen geziert, weil dieser Schritt für Saudi-Arabien die größten Einschnitte bedeutet. Doch am Freitagmorgen war in der saudisch finanzierten arabischen Tageszeitung Al-Hayat ein Interview mit dem einflussreichsten Opec-Mitglied, dem saudischen Ölminister Ali Al-Naimi, veröffentlicht worden, in dem sich dieser bereits für einen Drosselung der Überproduktion um eine Millionen Barrel ausgesprochen hatte.

Die Ölförderung übersteige inzwischen die Nachfrage und habe damit den Preisrückgang ausgelöst, sagte Al-Nuaimi, gleichzeitig seien die Lagerbestände wieder gesteigen. „Unsere Sorge ist, dass der Wiederaufbau der Lagervorräte ein Niveau erreicht hat, das sich negativ auf die Preise auswirken wird“, erklärte er.

Tatsächlich liegen die strategischen Vorräte der USA derzeit 3,5 Prozent über dem Vorjahr. Am Rande der Konferenz kam auch die von der Opec festgelegte ideale Preisspanne von 22 bis 28 Dollar zur Sprache, die nun seit langem überschritten ist. Auch der ägyptische Ölminister gab zu, dass über dieses Thema verhandelt werden müsse.

Er wies gleichzeitig aber darauf hin, dass dann auch die Schwäche des Dollars gegenüber dem Euro in Betracht gezogen werden müsse. Denn diese bedeute, dass Europa derzeit besonders billig Öl einkaufen kann. Außerdem hob Fahmi hervor, dass Preise für Material und Maschinerie des Ölsektors um bis zu 50 Prozent gestiegen seien.

Die meisten Ölexperten erwarten nun, dass sich die Ölpreise stabilisieren und ein wenig ansteigen könnten. Nach der Ankündigung aus Kairo stiegen die Ölpreise. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete gestern am frühen Nachmittag 40,50 Dollar und damit 69 Cent mehr als am Vortag.

KARIM EL-GAWHARY