Geplagte Erzieher im Ausstand

STREIK Kitas blieben dicht: Pädagogen streiken in Niedersachsen und Schleswig-Holstein für höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen. Unbefristete Streiks drohen Kinderbetreuung lahmzulegen

Die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände nennt die Warnstreiks unnötig: Sie träfen Kinder und Eltern und „bringen uns inhaltlich nicht weiter“.

■ Wenn in der am heutigen Donnerstag beginnenden Urabstimmung eine 75-prozentige Zustimmung erreicht wird, könnte Mitte Mai der erste bundesweite Streik in der Branche starten. (mac)

In Norddeutschland sind am Mittwoch zahlreiche Kindertagesstätten geschlossen geblieben. Allein in Hannover waren nach Ver.di-Angaben 33 Kitas betroffen. Die Erzieher und Sozialarbeiter beteiligten sich an einem bundesweiten Warnstreik, zu dem die Gewerkschaft aufgerufen hatte.

Bei einer Kundgebung auf dem Steintorplatz in Hannover forderten rund 2.000 Beschäftigte eine deutliche Aufwertung des Berufsfeldes sowie bessere Arbeitsbedingungen und Entlohnung. Die ErzieherInnen klagten zunehmend über Hörschäden durch Lärmbelastung, Rückenprobleme und Stress, sagte ein Ver.di-Sprecher. Ziel sei es, tarifvertragliche Regelungen zu bekommen, die eine jährliche Prüfung der Arbeitsbedingungen festschrieben. Trotz mehrfacher Aufforderung hätten die Arbeitgeber einen Tarifvertrag zur betrieblichen Gesundheitsförderung verweigert, kritisieren die Gewerkschaften.

In den nächsten Jahren werde durch den Ausbau von Krippen zusätzliches Personal benötigt, sagte die stellvertretende niedersächsische Ver.di-Landesleiterin, Susanne Kremer. Um erfolgreich Nachwuchs für diese sozialen Berufe zu gewinnen, müssten sich die Arbeitsbedingungen deutlich verbessern. So verdiene eine Berufsanfängerin im Erziehungsdienst in Vollzeit nach mehrjähriger Ausbildung etwa 2.000 Euro brutto. Ein Drittel der Erzieherinnen arbeite jedoch in Teilzeit und erhalte weniger als 1.500 Euro brutto.

Während Hamburg neben Berlin die einzige Großstadt war, in der keine Warnstreiks stattfanden, beteiligten sich in Kiel nach Angaben eines Gewerkschaftssprechers rund 250 städtische Beschäftigte des Erziehungs- und Sozialdienstes am Protest. An diesem Donnerstag soll bundesweit die Urabstimmung über unbefristete Streiks beginnen. Das Ergebnis soll am 14. Mai feststehen. MARCO CARINI

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