Dortmund geht anleihen

Die finanziellen Probleme des BVB überraschen die Finanzwelt. Von einer Anleihe zum Etatausgleich wird abgeraten

DORTMUND taz ■ Die finanziellen Turbulenzen bei Bundesligist Borussia Dortmund kommen für die Börsenexperten überraschend. „Der BVB hat das Jahr 2002/2003 positiv gestaltet“, sagt Paul Sibianu, Analyst der WGZ-Bank Düsseldorf „ich kann mir die Entwicklung nicht erklären.“ Der einzige börsennotierte Club machte einen Gesamtumsatz von 162 Millionen Euro. Allein der Verkauf der Beteiligungen am Westfalenstadion brachte 75 Millionen Euro ein. In der Champions-League wurden knapp 30 Millionen Euro eingenommen. Unterm Strich blieben 3,36 Millionen Euro über.

Nachdem die Mannschaft im Sommer die Qualifikation für die Champions-League verspielt hatte, wurden Gerüchte über finanzielle Probleme laut. Die Spieler sollten auf 20 Prozent ihres Gehaltes verzichten. Die jetzt bekannt gewordenen Pläne über eine Anleihe von 100 Millionen Euro setzen die Verantwortlichen nun unter Druck.

BVB-Manager Michael Meier sagt, dass es dabei nur um die Abtretung von Werberechten gehe. „Alles andere wäre fahrlässig“, sagt Paul Sibuanu, „sollte Borussia Dortmund die Anleihe tatsächlich nur dazu benutzen, die Etatlücke zu schließen, gerieten sie in einen wirtschaftlichen Teufelskreislauf.“ Die BVB-Aktie reagierte bereits mit Kurseinbußen von zehn Prozent.

Angesichts der kritischen Öffentlichkeit bleibt dem BVB wenig Spielraum. Seitens der sonst eher zurückhaltenden Deutschen Fußball-Liga (DFL) wurden Bedenken laut. „Wir wollen nicht zusehen, wie Vereine ihre Zukunft verpfänden“, sagt DFL-Geschäftsführer Winfried Straub und verwies dabei auf das Beispiel Kaiserslautern. Straubs Wort dürfte Gewicht haben, ist doch BVB-Präsident Gerd Niebaum als Nachfolger von DFL-Chef Werner Hackmann im Gespräch. Eine positive Geschäftsbilanz dürfte dabei hilfreich sein. HOLGER PAULER