Naturschutzzentrum, Fahrzeughalle oder BGS-Außenstelle

Der Flughafen Köln/Bonn will Camp Altenrath nach Abzug der Militärs für sich nutzen. Naturschützer möchten die Anlage lieber in ein Heidezentrum mit Museum und Café umwandeln. Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) wiederum will die Gebäude abreißen und das Areal renaturieren

KÖLN taz ■ Truppenübungsplatz ist die Wahner Heide bereits seit 1817. Damals begann Preußens Militär, das Gelände zur Ausbildung zu nutzen. Mit dem Abzug der belgischen Streitkräfte sind jetzt Entscheidungen über die zukünftige Nutzung fällig.

Einen ersten Schritt tat der Regionalrat des Regierungsbezirks Köln am 19. Dezember. Gegen die Stimmen der Grünen hat sich das Gremium, in dem gegenwärtig CDU, SPD, FDP und Grüne entsprechend ihren Ergebnissen bei den letzten Kommunalwahlen vertreten sind, für die weitere Nutzung des von der belgischen Armee geräumte Camp Altenrath ausgesprochen.

Ein Drittel des Kasernengeländes soll demnach inklusive Gebäuden erhalten bleiben, der Rest soll in Heidelandschaft umgewandelt werden. In den Gebäuden wird möglicherweise ein Zentrum mit Biologischer Station, Infozentrum, Heidemuseum und Heidehof mit Café untergebracht, wie es Naturschutzverbände fordern, mit Ausnahme des Naturschutzbundes Deutschland (NABU), der diese Pläne ablehnt und eine „Beschränkung der Besucherströme auf die Randzonen“ fordert.

Allerdings hat auch der Flughafen Köln/Bonn ein Auge auf die verbleibenden Gebäude geworfen. In einem Schreiben an Regierungspräsident Jürgen Roters hat er vorgeschlagen, Flughafeneinrichtungen wie den Fuhrpark, Wartungseinrichtungen und ein Schulungszentrum nach Altenrath auszulagern. Auch der bislang in Dellbrück untergebrachte Kampfmittelräumdienst des Bundesgrenzschutzes könne dort untergebracht werden, sagt Sprecherin Anja Stenzel-van Melis. Den Beschluss des Regionalrates begrüßt sie: „Die erste wichtige Hürde ist genommen.“

Naturschützer fürchten jedoch eine schleichende Flughafenerweiterung. „Keiner muss Angst haben, dass der Flughafen dadurch größer wird“, versucht Stenzel-van Melis diesen Befürchtungen entgegenzutreten. „Wir wollen nur Gebäude nutzen, die ohnehin schon da sind.“ Im Übrigen könne das Heidezentrum ebenfalls dort unterkommen, versucht sie zu beschwichtigen. „Mit seiner Entscheidung ist der Regionalrat allen Interessen gerecht geworden.“

Überhaupt nutzt der Flughafen die Wahner Heide gerne als Kompensation für den eigenen Flächenverbrauch. 4,5 Millionen Euro hat der Flughafen nach eigenen Angaben in den letzten sieben Jahren für die Heide ausgegeben. So wurde das Hirzenbachmoor renaturiert, und der Flughafen nennt sogar Schafe, Rinder und Ziegen zur Pflege der Heide sein Eigen.

Unversiegelte Fläche schafft der Flughafen damit freilich nicht. Doch für Harald Brandt, Leiter der höheren Landschaftsbehörde bei der Bezirksregierung, ist das kein Problem. Die Pflege der Heidelandschaft sei „teuer und aufwendig“, weswegen er den „über das notwendige Maß hinausgehenden Einsatz“ des Flughafens gerne annimmt.

Ob mit dem Abzug der belgischen Truppen die militärische Nutzung der Heide ganz endet, ist bislang noch unklar. Verhandlungen darüber finden aber statt, wie Brandt bestätigt.

DIRK ECKERT