Bescherung an Bord

Seeleute aus aller Welt, deren Schiffe in den Nord- und Ostseehäfen liegen, werden von der Seemannsmission beschenkt: Mit Schals und Telefonkarten

Bremen epd ■ Am Heiligen Abend bescheren die Mitarbeitenden in den 16 Inlandsstationen der evangelischen Deutschen Seemannsmission mit rund 10.000 Geschenktüten die Schiffsbesatzungen, die in den Häfen an Nord- und Ostsee liegen. Die warmen Mützen kommen besonders gut an. Aber auch Süßigkeiten, Kaffeepötte, Schals, handgestrickte Socken und Telefonkarten sind äußerst beliebt.

Zu den Weihnachtsgrüßen gehört auch eine Kassette mit der Weihnachtsgeschichte, die die Herzen der Männer in dem rauen Job bewegt. „Ob im Süden unter Palmen oder im Swimming Pool oder im Norden in der Dunkelheit und bei großer Kälte – die Weihnachtsgeschichte hat an jedem Ort ihren Platz im Leben der Menschen“, sagt der Generalsekretär der in Bremen ansässigen Deutschen Seemannsmission, Pastor Hero Feenders.

Für die Schiffe, die an Heiligabend weit entfernt von Deutschland unterwegs sind, hat die Seemannsmission die Aufzeichnungen schon vor Wochen auf den Weg gebracht, damit sie rechtzeitig abgespielt werden können. Das macht dann meist der Kapitän, der dazu in einer feierlichen Zeremonie alle Crew-Mitglieder in die Schiffsmesse holt.

Die Botschaft ist international und wird offensichlich von allen verstanden. „Selbst andere Religionen können in die Botschaft der Engel einstimmen: Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen“, hat Feenders bei Besuchen an Bord festgestellt. Egal, ob die Besatzungen von den Philippinen, aus der Ukraine, aus China oder Ägypten kommen – immer kommt ein Lächeln in die Gesichter der Seeleute, wenn der Bus der Seemannsmission vor ihrem Schiff hält, um Weihnachtstüten zu bringen.

Zu Päckchen im ostfriesischen Emden beispielsweise gehören immer Tee und Kluntjes. Praktisch und beliebt ist aber auch das „echte Seemannsgarn“, erzählt Seemannspastor Meenken Sandersfeld: „Eine Erste-Hilfe-Dose mit dem Nötigsten zum Knöpfe annähen und Strümpfe stopfen.“

In Bremen bringen Seemannspastor Peter Bick und Zivildienstleistender Thomas Müller etwa 1.000 Tüten mit Süßigkeiten an Bord. Am Heiligen Abend zieht ein Posaunenchor durch den Hafen, der die Besatzungen mit feierlichen Chorälen auf das Fest einstimmt.

„Es ist wichtig, dass jemand für die Männer da ist“, sagt der Lübecker Seemannsdiakon Jürgen Classens. Abends, wenn die Bescherung gelaufen ist, lädt die Kirche vielerorts zur Andacht mit anschließender gemütlicher Runde ein. Typisch deutscher Kartoffelsalat mit Bockwurst oder Rum mit beschwipsten Früchten lassen den harten Bordalltag vergessen. Classens hat dann schon bei harten Typen in gerührte Augen gesehen. Denn: „Die Seemannsmission ist für sie Heimat in der Fremde.“ Dieter Sell
/ Jörg Nielsen