Reformvorschlag

[der <dt.> -äge, Grundvokabel des SPD-Wortschatzes]

Der Reformvorschlag ist an die Stelle der Utopie [<gr.>, die, von U Topos, ohne Ort] oder der Vision [<lat.>, die, Halluzination, übernatürliche Vorstellung] getreten. Da politische Vorhaben nur an ihrer Finanzierbarkeit gemessen werden, entleert sich das politische System. Dieser Tage säumen Studierende Straßen und Plätze der Republik – mit R. in der Hand. Wer sich dagegen dunkel anzieht, verhunzt das Bild vorweihnachtlicher Friedensliebe. Er wird von den KommilitonInnen zurückgepfiffen. Im gefühlten Wortstamm lassen sich buchhalterische Kleiderordnung und jungsozialistische Wichtigtuerei erkennen. R. ist darüber zum Selbstzweck politischer Profilierung geworden; der hier ausschließlich rhetorisch entladene Veränderungswille wird höchstens von naivgrünen Strickgruppen und ihrem Äquivalent vom Bild-Stammtisch geglaubt.

Klassische Gegenbegriffe: Revolution; Kaputtmachen, was kaputt macht. LEN