„Punkte könnt ihr uns nehmen, die Liebe nicht“

Die Fans des HSV Handball wollen „Sport statt Querelen“ – und bekommen Querelen statt Sport

„Unterirdisch“, „katastrophal“, „das Schlechteste, was wir je gespielt haben“ – die Worte, die Trainer Bob Hanning nach dem 25:22-Sieg des HSV Handball im Europapokal-Rückspiel gegen Roter Stern Belgrad für die Leistung seiner Mannschaft fand, passen auch zur Misere seines Arbeitgebers: Der Geschäftsführer des wirtschaftlichen Trägers Omni Sport, Winfried Klimek, musste auch nach dem Haftprüfungstermin am Mittwoch auf der Rückbank eines Polizeibusses Platz nehmen. Er hält trotz des im September angekündigten Rückzugs weiterhin 70 Prozent der Anteile an der Omni Sport – wenn auch seit Dienstag treuhänderisch verwaltet von Wilfried de Buhr. Der sollte eigentlich Geschäftsführer werden und wollte einen Teil der Gesellschafteranteile von Klimek kaufen.

Doch De Buhr ist „geschäftsführender Gesellschafter“, weil er als Geschäftsführer für einen Teil der Verbindlichkeiten aufkommen müsste. Unter Klimek waren die auf zwei Millionen Euro angewachsen. In den sieben Wochen, die er bereits für den HSV die Geschäfte führt hat de Buhr vom Erwerb der Anteile Abstand genommen: „Ich habe Vieles gesehen, das mir nicht gefallen hat“, kommentiert er seine Entscheidung. Trotzdem habe sich viel getan, versichert er. Gemeint ist eine Satzungsänderung, die die Berufung eines Aufsichtsrates regelt. Trotzdem hofft HSV-Präsident Heinz Jacobsen lediglich, dass es den HSV Handball am 16.12. noch gibt. Am Tag zuvor wird die Handball-Bundesliga (HBL) über einen Punktabzug und eine eventuelle Geldstrafe entscheiden. Gründe wären wohl Unregelmäßigkeiten in der testierten Bilanz der Omni Sport. Die Fans halten zumindest zum Team: „Punkte könnt ihr uns nehmen, die Liebe zur Mannschaft nicht“.

Nur eines ist beim HSV derzeit sicher: Am Mittwoch spielt der Tabellendritte in der Color Line Arena gegen den Wilhelmshavener HV. Ob mit fünf oder gar neun Minuspunkten entscheidet sich vor dem Spiel. Trainer Hanning hat keine Lust mehr auf die Querelen des Vereins. Er hat genug andere Sorgen. Ohne Bertrand Gille und Jon Belaustegui fehlt dem HSV eine klare Linie. „Lasst mich mit den äußeren Umständen zufrieden, bitte.“

Christina Stefanescu