Neue Welle der Gewalt in Nahost

Zahlreiche Tote und Verletzte bei Schusswechseln im Gaza-Streifen. Gegend um Ferienort Eilat wird zur geschlossenen Militärzone erklärt. Ägyptischer Außenminister kündigt nach Attacke auf seine Person stärkeres Engagement seines Landes an

aus Jerusalem ANNE PONGER

Zehn Palästinenser und zwei israelische Armeeoffiziere sind bei Schusswechseln am Montag und Dienstag im Gaza-Streifen getötet worden. Mehr als 40 Palästinenser wurden verwundet, zehn davon lebensgefährlich. Die beiden Offiziere waren am Montagabend Opfer eines palästinensischen Feuerüberfalls auf eine israelische Patrouille im zentralen Gaza-Streifen.

Am Dienstagmorgen drangen rund 40 Panzer ins Flüchtlingslager Rafah im südlichen Gaza-Streifen ein. Die Militäroperation war in den Nachmittagsstunden noch im Gange. Die Palästinenser reagierten mit heftigem Gewehrfeuer, Handgranaten und Sprengsätzen. Nach Angaben von Zeugen feuerte ein israelischer Kampfhubschrauber eine Rakete auf die palästinensischen Kämpfer ab. Ein Militärsprecher erklärte, die Operation sei keine Vergeltung für den Feuerüberfall, sondern habe die Zerstörung von Tunneln zum Ziel, durch die Waffen aus Ägypten geschmuggelt werden. Zu dem Feuerüberfall von Montag hatten sich die Al-Aksa-Brigaden, der militärische Zweig der Fatah, bekannt.

Seit dem Selbstmordanschlag auf das Maxim-Restaurant in Haifa vor zwei Monaten gab es einen spürbaren Rückgang palästinensischer Attacken. Während der militärische Geheimdienst dahinter eine Hamas-Tendenz vermutet, Anschläge innerhalb der Grünen Linie einzustellen, glaubt der Inlandsgeheimdienst Shin Beth, der Rückgang sei vor allem ein Erfolg präventiver Maßnahmen. In den letzten Wochen sollen drei von den Al-Aksa-Brigaden und Dschihad-Zellen geplante Selbstmordanschläge in Israel vereitelt worden sein. Die radikalen Gruppen scheinen ihr Augenmerk mehr auf israelische Ziele in den besetzten Gebieten zu richten, da sie sich davon mehr Verständnis in der palästinensischen Bevölkerung und der Welt versprechen.

Kurz nach dem Feuerüberfall in Gaza wurden ein Jeep der Grenzpolizei und ein israelisches Privatauto in der Westuferstadt Hebron beschossen, wobei ein Grenzpolizist leicht verletzt wurde. Die Gegend um den israelischen Ferienort Eilat am Roten Meer wurde gestern zur geschlossenen Militärzone erklärt, nachdem auf der Straße vom Flughafen Uvda in Richtung Stadt am Morgen ein Auto unter Beschuss geraten war. Die Einschüsse stammten von Kalaschnikows, und Fußspuren mehrerer Personen deuteten auf ein Eindringen aus Ägypten hin. In einem Versteck wurden Munition und Handgranaten gefunden.

Hunderte von Ausflüglern wurden evakuiert, während Sicherheitskräfte die Gegend durchkämmten. An Sperren auf den Zufahrtsstraßen nach Eilat wurden jedes Auto durchsucht und die Schutzmaßnahmen um den Hotelbezirk verstärkt.

Der ägyptische Außenminister Achmed Maher, der am Montag beim Gebet in der Jerusalemer Al-Aksa-Moschee von radikalen Palästinensern angegriffen worden war und im Krankenhaus behandelt werden musste, prophezeite als Folge erhöhte ägyptische Entschlossenheit, zur Lösung des Konflikts beizutragen. Die Angreifer waren offenbar erbost, dass Maher nur israelische Politiker getroffen hatte.