Düsseldorf gepresst

Audio-CDs zur Stadtwerbung haben Konjunktur. In NRW wurde zuerst die Landeshauptstadt vertont

New York. Paris. Berlin. London. Düsseldorf. Eine stimmige Reihung? Die NRW- Landeshauptstadt hat es in diese Liste geschafft, wenn auch nur in gepresster Form. Urlaubs- CDs, städtetouristisch werbewirksam, haben Konjunktur: Wenn Joachim die Industriekultur im Ruhrgebiet satt hat, mag er vielleicht das Entengeschnatter im Hofgarten, wenn Erwin die Wildpferde in Coesfeld nicht mehr riechen kann, tourt er vielleicht lieber durch Kneipen am Vater Rhein.

Schmackhaft machen will dies „Urlaub im Ohr“, der neue akustische Streifzug durch Düsseldorf. Motto: PlatzDa! Hier kommt Düsseldorf. Als zweite deutsche Stadt nach Berlin. Baedecker, Dumont, Michelin? Im Prinzip ja, aber Töne müssen zusätzlich her, glauben die Produzenten. Reinhard Kober aus Berlin und der Münsteraner Matthias Morgenroth. Sie gründeten 2001 den Audioverlag geophon, recherchieren selbst, schreiben die Texte und führen Regie.

Die Idee ist im Grunde nicht neu, schon vor Jahrzehnten haben Künstler reale Töne der Welt um den Planeten geschickt. In diesem Jahr auch das Düsseldorfer Theater der Klänge. „Megalopolis“ heißt deren CD. Auch hier wird mit Original-vor Ort-Audiomaterial gearbeitet, weltweit haben dazu 10 Autoren aus den 10 größten Städten der Welt Texte über ihre Stadt geschrieben, und in einer Live-Performance wurde es mit Tanz und Musik zu einem Gesamtkunstwerk. Während das Theater der Klänge unter dem Kulturkahlschlag in NRW zu leiden hat, lassen sich die Macher von geophon ihre Produkte wohl auch mit versteckter Werbung finanzieren.

Da wird dann auf dem Karlsplatz in Düsseldorf nicht nur die frische Luft, das elegante Rheinufer und die Radschlägerstatue besprochen, sondern eben auch mal eine Konditorei am Platze. Eine Sprecherin vom Kunstverein darf ebenso Eigenwerbung machen, wie die Intendantin des Düsseldorfer Schauspielhauses, die ein Anekdötchen aus den70ern zum besten gibt, als drinnen Dantons Tod gespielt wird, draußen die Studenten Tomaten und faule Eier auf das geladene bürgerliche Publikum warfen. Weiter gehts, von Platz zu Platz, von Sehenswürdigkeit zu heimeligen Ort, gewürzt mit passenden Geschichten vom heimischen Krimiautor oder Kabarettisten. Zwischendurch bimmelt mal `ne Straßenbahn oder ein Rheindampfer tutet.

Im nächsten Frühjahr erscheint im Geophon-Verlag mit Dresden die erste deutsche Stadt im Osten und eine Neubearbeitung der New York CD. Was hat sich dort nur geändert?

PETER ORTMANN

Düsseldorf – Ein akustischer StreifzugGeophon-Verlag, MünsterTheater der Klänge – MegalopolisHörZeichen-Verlag, Gerichshain