Weihnachten und andere Katastrophen

Bescherungshelfer blieben auf der Strecke, lebende Tiere wurden ohne Vorwarnung verschenkt, adventliche Wohnzimmer gingen in Flammen auf. Nicht einmal die andächtige Stille in den Kirchen blieb ungestört. Eine vorläufige Feiertagsbilanz

VON BASTIAN BREITER

Der Kinderkanal hatte das Horrorszenario schon durchgespielt: Der Weihnachtsmann kommt nicht. Babar, der Elefant, meisterte das Problem auf dem Bildschirm souverän. In der Berliner Realität warteten Dutzende Familien vergeblich auf den Geschenkeboten. Schuld am Weihnachtsmann-Desaster waren Organisationsprobleme bei der Tusma, der studentischen Arbeitsvermittlung der TU. Den Verdacht, es handele sich um eine studentische Protestaktion, dementierte Tusma-Weihnachtsmannausbilder Frank Knorre: „Die Weihnachtsmänner streiken nicht. Sie sind motiviert und machen das von Herzen.“ Die Koordination der Bescherungshelfer lag dieses Jahr in der Hand der Studierenden selbst. Dies, so Knorre, sei leider nicht ohne Pannen abgegangen.

Böses Blut gab es zur Heiligen Nacht auch in der Kirche. Zwei Christmetten, die der evangelische Landesbischof Wolfgang Huber hielt, wurden durch Zwischenrufe gestört. Im Dom brüllte ein 37-jähriger Friedenauer, der: „Das ist kein Gottesdienst“. Später drängten Gemeindemitglieder einen 28-jährigen Schreihals aus der Marienkirche. Beide wurden wegen „Störung der Religionsausübung“ angezeigt.

Der Weg vom Gabentisch zum Mülleimer ist manchmal sehr kurz. Leider auch für verschenkte Tiere. Schon am frühen Abend des 24. fanden Tierheimmitarbeiter eine Box mit zwei Löwenkopfkaninchen vor einem Müllcontainer. Peinlich: Die Tierentsorger hatten die Notiz „Liebe Vanessa, viel Freude mit den beiden süßen Häschen, deine Omi“ übersehen. Bislang landeten sieben unwillkommene Hunde, fünf nicht gewünschte Katzen und drei abgelehnte Kaninchen im Tierheim Falkenberg.

Macht Weihnachten krank? Dafür spricht der Dauereinsatz des Ärztlichen Bereitschaftsdienstes der Kassenärztlichen Vereinigung. An Heiligabend besuchten sie 650, am ersten Feiertag 856 Patienten. Für den zweiten Feiertag wurden rund 950 Hilferufe erwartet. Eher erwartbar: Jeder vierte Kranke klagte über Magen-Darm-Beschwerden. Die befürchtete Grippeepidemie blieb dagegen aus.

Drei Tote durch unsachgemäßen Umgang mit Feuer bilanzierten Polizei und Feuerwehr. Fünf Menschen wurden verletzt. Ein 55-jähriger Hellersdorfer starb in der Nacht zum Freitag. Er war an Heiligabend bewusstlos auf einem brennenden Sofa vorgefunden worden. Vermutete Brandursache: eine Zigarette. Am Donnerstag starb ein 42-jähriger Treptower durch Rauchvergiftung bei einem Küchenbrand. Auch für eine 85-jährige Oranienburgerin kam am Abend des ersten Feiertages jede Hilfe zu spät. Eine Kerze hatte erst den Tisch und dann die gesamte Wohnung in Brand gesetzt.

Durch verfrühte Silvesterknaller kam es bereits am ersten Feiertag zu einem Wohnungsbrand am Kreuzberger Hafenplatz. Ein Mädchen und zwei Jungen im Grundschulalter sollen Knaller auf einen Balkon geworfen haben. Menschen wurden nicht verletzt, es entstand aber erheblicher Sachschaden.