Im Reich der Sinne: Wellness für Körper, Geist, Seele und die Zahlungskräftigen

Wellness tut gut. Wer möchte es sich nicht gönnen. Etwa beim Trip nach Thailand, im heimischen Ayurveda-Resort oder bei Yoga und Meditation plus Typberatung im neu aufstrebenden Kurort. Kein Luxushotel kommt heute um einen Wellnessbereich herum. Wellness gehört dazu.

Aber hilft die bunt gewürfelte Mischung aus weltweit zusammengestellten Therapieprogrammen wirklich, wenn sie als Abrundung der Freizeitattraktionen angeboten wird? Wer garantiert den Nutzen für den Kunden, wo es doch vor allem ums Geldverdienen geht? Wer prüft die Qualität und Professionalität der Angebote? Wer sichert und wer setzt die Standards?

Medizinische Leistungen heute erhalten zunehmend den Charakter eines normalen Konsumguts. Denn je leerer die Kassen der Krankenversicherungen, desto mehr werden Patienten zu Kunden auf dem Freizeitmarkt umgewandelt. Körperliche Fitness und Gesundheit werden somit auch zu Klassenattributen. „Der Bildungsstand eines Menschen spiegelt sich glasklar in seiner Gesundheit wider“, so Professor Ulrich Keil, Epidemiologe aus Münster, in einer Studie des Zukunftsinstituts Kelkheim. Der Bildungsstand oder doch eher der Kontostand?

Eine neue Zweiklassengesellschaft ist auf dem Vormarsch: die fiten, gesunden, zahlungskräftigen, saunenden Golfer im Club, alle anderen können vor dem Fernseher entspannen. Mehr denn je ist für den Markt der überbordenden Wellnessangebote, die man inzwischen auch bei den Großveranstaltern günstig buchen kann, Verbraucherhilfe gefragt. Denn hier tummeln sich dienstbare Geister vom Masseur über den Fitnessberater bis zur Yogalehrerin, die ihr Handwerk so nebenbei gelernt haben. Hier gibt es keine geprüften Ausbildungszertifikate. Hier gibt’s dafür umso mehr Placebo-Effekt. Wenn der glücklich macht, schön. Wenn er nur das Geld aus der Tasche zieht, schade. EDITH KRESTA

Die Stiftung Warentest hat in ihrem Februarheft Wellnesshotels in Deutschland untersucht: www.test.de