Teufel verkündet Rente mit 67 – für sich selbst

Wie Baden-Württembergs Ministerpräsident versucht, die jüngste Debatte um seine Nachfolge wieder zu beenden

TÜBINGEN taz ■ Es war ein überaus zweifelhaftes Geschenk, das der Ministerpräsident seinen Parteifreunden auf den Gabentisch legte. Pünktlich zu Weihnachten verkündete Erwin Teufel, er wolle sein Amt bis zur nächsten Landtagswahl im Jahr 2006 behalten. Die Botschaft war klar: Der 64-Jährige will sich das Heft des Handelns nicht von einer grummelnden Landespartei aus der Hand nehmen lassen, die ihm auf dem jüngsten Parteitag ein blamables Ergebnis von nur 77 Prozent der Delegiertenstimmen beschert hatte.

Dabei galt Teufel, der vor 13 Jahren auf Lothar Späth folgte, zunächst als Übergangskandidat. Bei seiner ersten Landtagswahl fuhr er das schlechteste CDU-Ergebnis seit Jahrzehnten ein, die erfolgsverwöhnte Partei musste sich in eine Koalition mit der SPD fügen. Doch bald erschien die von ihm verbreitete Langeweile als Spiegel schwäbischer Solidität. Die absolute Mehrheit kehrte zwar nicht zurück, aber schon bald reichte der Wählerzuspruch für eine kleine Koalition mit der FDP.

Seit dem erzwungenen Abgang Kurt Biedenkopfs und dem freiwilligen Amtsverzicht Bernhard Vogels ist Teufel der dienstälteste Ministerpräsident. Die spannende Frage ist nun, welchem der beiden Vorbilder der Schwabe folgen will. Davon wird auch abhängen, ob er die 48-jährige Kultusministerin Annette Schavan als Nachfolgerin durchsetzen kann – oder ob der 50-jährige Fraktionschef Günther Oettinger, der längst in die tragische Rolle des ewigen Kronprinzen hineingewachsen ist, dank seiner innerparteilichen Hausmacht doch noch den Sprung in die Villa Reitzenstein schafft.

Die Frage könnte schneller als erwartet aktuell werden, falls Angela Merkel doch noch einen Ersatzkandidaten für das Amt des Bundespräsidenten braucht. Dann nähme Teufel wieder die Rolle ein, die er schon 1991 spielte – Erwin, der Lückenbüßer.

RALPH BOLLMANN