: Wie das „Duale System Deutschland“ (DSD) funktioniert
Die Duale System Deutschland AG (kurz DSD) beauftragt Firmen zur Sammlung von Glas, Papier und Leichtverpackungen. Letztere werden meist in gelben Säcken oder den gelben Tonnen beim Bürger gesammelt. Industrie und Handel zahlen Lizenzgebühren, die sie wiederum auf die Preise für ihre Produkte umwälzen. Alle lizensierten Produkte tragen den Grünen Punkt. Auf diese Weise zahlt der Bundesbürger derzeit pro Monat rund 1,90 Euro indirekt an das Duale System.
Jahrelang stand die DSD wegen ihrer Auftragsvergabe selbst in der Kritik. Rund 95 Prozent des „Grüner Punkt“-Mülls wird von ihr abgewickelt, weshalb das Bundeskartellamt seit eineinhalb Jahren die Arbeit der DSD überprüft. Auch die EU-Kommission stimmte dem „Quasimonopol“ schließlich nur noch unter der Auflage zu, alle Aufträge offen zum 1. 1. 2004 neu auszuschreiben – eigentlich waren sie bis 2007 abgeschlossen.
Die DSD versuchte lange, aufkommende Konkurrenz zu behindern. Zusammen mit dem Einzelhandelsverband und dem Handelskonzern Metro organisierte die DSD einen Boykott gegen die Belland Vision GmbH, die für die Drogerieketten dm und Schlecker ein eigenes Rücknahmesystem organisieren wollten. Zusammen mit dem Entsorgerverband BDE rief sie außerdem zum Boykott der Firma Landbell auf, die in Hessen eine Alternative zur DSD auzubauen versucht. Wegen dieser Kampagnen belegte das Bundeskartellamt Anfang des Jahres die beteiligten Verbände und Firmen mit Bußgeldern von insgesamt 4,4 Millionen Euro – wogegen die Betroffenen jedoch Einspruch eingelegt haben.
Inzwischen ist ein Umsteuern zu erkennen: Der neue DSD-Chef Hans-Peter Repnik findet selbst beim Bundeskartellamt Anerkennung für einen „wettbewerbsorientierteren Kurs“ als sein Vorgänger. Im April verließen auch endlich die Vertreter der Entsorgungsunternehmen den Aufsichtsrat der DSD – darunter RWE-Umwelt-Chef Bernard Kemper. URB
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