BERLIN - VON KENNERN FÜR KENNER Rut Brandts Augen sollen geleuchtet haben

Die Gastro-Kritik: Munch’s Hus ist das einzige Restaurant Berlins mit norwegischer Küche. Gerade zur Weihnachtszeit zeigt es rustikale Bestform

Neulich bekam sein Haus hohen Besuch. Norwegens Kronprinz Harald (ohne Mette-Marit) und Rut Brandt, Witwe Willy Brandts und selbst Norwegerin, hatten sich zum Speisen angesagt – und Kenneth Gjerrud bekennt, eine Woche vor dem Tag all seiner Tage nicht geschlafen zu haben: „Oh ja, da war ich sehr, sehr nervös.“

Der Mittdreißiger kam vor gut zehn Jahren der Liebe wegen aus der mittelnorwegischen Provinz nach Berlin. Und blieb hier hängen, um, beispielsweise, im ja leider fast toten Winkel zwischen Gleisdreieck und Schönebergs Wittenbergplatz ein Speisehaus zu eröffnen: „Munch’s Hus“. Der Name sei sprechend genug, um eine Klammer zwischen dem berühmten Maler und den Marketingbedürfnissen eines Restaurants zu heften: Der Erfolg Gjerruds spricht für ihn.

Doch es sind, das muss gesagt werden, vor allem die Speisen, die unter den Bülowbögen überzeugen. Weihnachtliches hat Gjerrud in diesen Tagen in den Töpfen und Brätern – und das schmeckt, zumal in ureingeboren deutschen Gaumen, verführerisch hausmannsköstig, das aber mit Witz und Eleganz.

Kein falsches Schi-Schi, kein unpassendes Zitronengräslein stört. Dafür entschlossenes Kochen mit häufig aus der Heimat importierten Produkten. Marinierter Stockfisch, mit Speckwürfeln verfeinert einerseits; andererseits geschmorter Grünkohl im Strudelteig in Bockbiersauce mit gebackenen Birnenkartoffelscheiben; einerseits der gekrustete Schweinebauch an hausgemachtem Weißkohl; andererseits Elchbraten in karamellisierter Ziegenkäsesauce mit Maronen und Preißelbeeren: Das sind delikate Angebote, obendrein stets präzis gegart.

Der Clou mag, für Kinder insbesondere, das Dessert sein. Die in Berlin sonst nirgends erhältlichen, auch in Skandinavien nur mühselig zu erntenden Torfbrombeeren hat Gjerrud zu einer feinen Leckerei am Schluss gemacht: „Molte Crème“ mit Makronenstäbchen – der Mächtigkeit wegen von Erwachsenen am besten mit Schnaps (oder norwegischem Cognac) nachzuspülen.

Fazit: Davon abgesehen, dass in „Munch’s Hus“ das selbst das britische Mineralwasser „Hildon“ in puncto Frische toppende „Voss“ angeboten wird, ist das Haus, auch für Frühstücksgelegenheiten, für jede Feier, für jeden Besuch zu zweit, zu empfehlen: Es wirkt auf freundliche Weise ruhig. Rut Brandt und Kronprinz Harald sollen mit leuchtenden Augen nach Hause gegangen sein. Kenneth Gjerrud bekennt: „Ich konnte auf der Stelle wieder gut schlafen. Glücklich sogar.“ JAN FEDDERSEN

MUNCH’S HUS, norwegische Küche, Bülowstr. 66, 10783 Berlin, U-Bahn Bülowstraße oder U-Bahn Yorckstraße, Fon 0 30 21 01 40 86; www.munchshus.de, Mo. bis So. 10 bis 1 Uhr ( von 11.30 bis 13 Uhr allerdings nur für Angestellte der Nordischen Botschaften); Hauptgerichte von 9 bis 16 Euro; Spezialität: Aassbier, das älteste Biergetränk Norwegens