Ronaldinho bedauert Deco

Nicht unumstritten: Andrej Schewtschenkos Wahl zu Europas Fußballer des Jahres

BERLIN taz ■ Es gibt wohl niemanden, der Andrej Schewtschenko die Wahl zu Europas Fußballer des Jahres 2004 missgönnt, doch ein bisschen seltsam mutet der Sieg des Ukrainers bei der traditionell vom Pariser Magazin France Football durchgeführten Umfrage schon an. In einem Europameisterschaftsjahr ausgerechnet einem Spieler den begehrten „Ballon d’Or“ zu verleihen, dessen Land bei der EM fehlte, erscheint extravagant, zumal Schewtschenkos Verein, der AC Mailand, zwar – nicht zuletzt dank der 24 Tore des ukrainischen Stürmers – italienischer Meister geworden, in der Champions League aber schon im Viertelfinale an Deportivo La Coruña gescheitert war.

„Schewtschenko hat es verdient“, erklärte brav Barcelonas Brasilianer Ronaldinho, selbst Dritter der Wahl, auch wenn es ihm für seinen Teamkollegen Deco leid tue. Der hatte immerhin den FC Porto zum nationalen Titel und zum Gewinn der Champions League geschossen, außerdem maßgeblich dazu beigetragen, dass die portugiesische Nationalmannschaft im eigenen Land Vize-Europameister wurde. Dennoch erhielt Deco nur 139 Punkte gegenüber 175 für Schewtschenko und 133 für Ronaldinho.

Heftige Kritik übte allein Arsenals Trainer Arsène Wenger, und zwar, weil sein Spieler Thierry Henry nicht gewonnen hatte. Der Franzose wurde Vierter. „Andere haben halt gute Beziehungen zur Presse oder den richtigen Sponsor“, grantelte Wenger, betonte jedoch: „Ich spreche nicht von Schewtschenko.“

Der Ukrainer, 1999 und 2000 jeweils Dritter der Wahl und im vergangenen Jahr – als Europacupsieger – Vierter, war vermutlich einfach mal dran gewesen, außerdem passt seine Wahl perfekt zur politischen Lage. „Die Ukraine braucht Demokratie“, sagte Schewtschenko denn auch in einer seiner ersten Stellungnahmen.

Ein deutscher Spieler war übrigens, völlig zu Recht, nicht nominiert. Bester Bundesliga-Akteur wurde, auch eine Kuriosität, auf Rang 11 Bremens Reservist Angelos Charisteas. MATTI