„Dialog im RBB“

Zum ersten Mal ergreift RBB-Intendantin Reim im Streit um freie Mitarbeiter das Wort – und zeigt sich versöhnlich

Auf einer von ihr selbst einberufenen Mitgliederversammlung hat sich die Intendantin des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB) Dagmar Reim gestern erstmalig zum Streit um die Entlassung des „Abendschau“-Moderators Jan Lerch geäußert. Zur Eröffnung gestand Reim ein, in den letzten Wochen zum Teil „gravierende“ Fehler in der Kommunikation gemacht zu haben. Seit der Aufkündigung des Moderationsvertrags von Lerch am 3. Dezember laufen im RBB Protestaktionen gegen die Entscheidung der Intendanz. Bislang hatte nur die zweite Reihe der Geschäftsführung öffentlich Stellung bezogen. Nun versammelten sich rund dreihundert feste und freie Mitarbeiter in Studio 1 des RBB-Standortes Potsdam, um den Auftritt der Intendantin live zu verfolgen. An den Standorten Frankfurt/Oder, Cottbus und Berlin wurde die Aussprache per Video übertragen.

In insgesamt entspannter Atmosphäre plädierte Reim für einen Neuanfang in der Auseinandersetzung um die künftige Rolle freier Mitarbeiter und schlug die Bildung einer Arbeitsgruppe namens „Dialog im RBB“ vor. Die Gruppe soll sich aus insgesamt acht Vertretern unter anderem aus Geschäftsführung, Redakteursausschuss, Freien-Vertretung und Gewerkschaften zusammensetzen und einen so genannten „Kommunikationskodex“ ausarbeiten, auf dessen Grundlage anschließend potenzielle neue Konflikte ausgetragen werden sollen. Auf Nachfrage bestätigte Reim, dass auch Mitglieder der Freien-Organisation „RBBpro“ als Vertreter in die Arbeitsgruppe geschickt werden könnten. Damit erkannte Reim erstmalig „RBBpro“ indirekt als legitime Freien-Vertretung an. Bisher hatte die Intendanz das Gespräch mit „RBBpro“ unter Verweis auf das offizielle Mitarbeiterorgan, den Redakteursausschuss, verweigert. Sowohl Moderator Lerch als auch der ebenfalls geschasste Nachrichtenredakteur Jürgen Schäfer waren bei „RBBpro“ aktiv, bevor ihnen gekündigt wurde. Die Intendanz wirft Lerch vor, sich bei Dritten „illoyal“ über den Sender geäußert zu haben. Die Arbeitsgruppe soll außerdem einen Katalog mit den drängendsten Problemen rund um das Thema freie Mitarbeit zusammenstellen, der in den bestehenden institutionellen Strukturen bearbeitet werden soll.

Zur Zukunft von Lerch und Schäfer im RBB wollte die Geschäftsführung nichts sagen. Sie verwies auf die vom Sender initiierten juristischen Verfahren gegen die beiden. Die Anwesenden fanden mit ihrer mehrheitlichen Forderung, die Kündigungen zurückzunehmen, kein Gehör. Sie begrüßten aber das neue Gesprächsangebot von Reim und werteten das Treffen als produktiv. HANNAH PILARCZYK