UMWELTPOLITIK: BUND VERZICHTET FAHRLÄSSIG AUF DIE MEHRWEGQUOTE
: Das Dosenpfand wird leider einfacher

Das Dosenpfand wird bequem. Wer seine Flasche Bier beim Aldi kauft, bekam bislang die 25 Cent Pfand auch nur dort zurück. Kassierer bei Lidl oder Penny verweigerten mit einem müden Lächeln die Annahme. Mit den Sondertouren der Handelsgiganten soll nun Schluss sein. Das sehen die neuen Pfandregeln vor, über die der Bundesrat noch in dieser Woche abstimmt. Sie sind wahrscheinlicher geworden, seit gestern auch der Europäische Gerichtshof ein funktionierendes Rücknahmesystem verlangte. Mit dem anstrengenden Gehirntraining, ob die leere, bauchige Limoflasche in den Supermarkt oder doch in den Discounter gehört, ist es dann vorbei. Der Griff zu Einweg wird den Verbraucherinnen und Verbrauchern deshalb wieder viel leichter fallen.

Anlass zur Freude hat Bundesumweltminister Jürgen Trittin allerdings nicht. Mit dem neuen System verliert er an Einfluss auf das Recycling-Geschehen, denn er verzichtet leichtfertig auf eine Mehrwegquote. Diese hatte der ehemalige CDU-Umweltminister Klaus Töpfer einst ersonnen, um die auf „Ex und Hopp“ setzende Einweglobby unter Druck zu setzen. Die Industrie hat dieser Drohung über Jahre getrotzt – nur deshalb gibt es heute das Strafpfand auf Dose und Einwegflasche. Und es wirkt. Sonst würden noch immer Blech und Plastik die Parks und Rinnsteine zumüllen und die Strom fressenden Alubüchsen die Regalschluchten der Billiganbieter dominieren.

Zwischenstand der Debatte: Je komplizierter das Dosenpfandsystem ist, desto größer ist sein Erfolg. Die Zahlen zeigen, dass sich die Einwegquote erfreulich verringert hat. Aber noch nicht weit genug. Wenn der Minister jetzt auf eine Mehrwegquote verzichtet – und auch auf Druckmittel, sie durchzusetzen –, ist ein unbefriedigender Status quo erreicht. Zwar bietet die neue Regelung Vorteile, etwa mehr Transparenz. Außerdem fällt es leichter, alle Pfänder auch tatsächlich einzulösen, statt die Behälter in den Abfall zu werfen. Doch es bleibt falsch, dass die Industrie alsbald wieder mehr Müll produzieren darf und ihre Verantwortung dafür schlichtweg los ist. HANNA GERSMANN