Transplantiert
: Hirn verpflanzt

Globales Denken gehört zum guten Ton – dachte sich auch Ingo Schwarz, noch Zweit-Geschäftsführer der landeseigenen Projekt Ruhr. Und entwarf eine Weltvision: Weil es hierzulande viele versierte Transplanteure gebe, könne man an der Ruhr mit ein paar Millionen Euro Staatsgeld leicht ein Weltzentrum für Organverpflanzung gründen.

KOMMENTAR VON CHRISTOPH SCHURIAN

Das sei auch deshalb eine gute Idee, weil es in Arabien reiche Kunden gebe, die bislang zur Organverpflanzung in die Vereinigten Staaten reisten. Nach dem 11.9.2001 mieden die Scheichs aber US-Reisen. Fortan könnten sie sich im Revier operieren lassen, hoffte Schwarz. Was nach Hirngespinst klingt, war dem Geschäftsführer voller Ernst. Und gesetzt hat er dabei auf Koryphäen der Organverpflanzung wie den Essener Professor Broelsch.

Nun flieht die Luft aus der Gedankenblase: Im Umfeld der Essener Transplantations-Chirurgie ermittelt die Staatsanwaltschaft. Broelsch soll sich über das Transplantationsgesetzes hinweg gesetzt haben. Öffentlich macht Broelsch keinen Hehl daraus, was er von den Hürden gegen Organhandel hält. Bereits vor fünf Jahren soll er einen Scheich operiert haben, ohne sich um Wartelisten zu scheren.

Broelsch wäre also der richtige Mann gewesen, wenn nicht die Ermittlungen wären. Und wenn nicht Ingo Schwarz die Projekt Ruhr zum Jahresende enttäuscht verlassen würde: Der weltgewandte Manager sucht das Weite. Hoffentlich nimmt er seine Vision eines Transplantationszentrum mit in seine Welt.