Kommentar: Die Innenpolitik jagt ein Phantom
: Legalize it!

Jede Drogentote, jeder Drogentoter ist ein Opfer zuviel. Warum aber ausgerechnet sozialdemokratische Innenexperten in der Drogenpolitik zu konservativen Hardlinern mutieren, bleibt eine Frage des Zeitgeists, der Suche nach einfachen Lösungen. Warum SPD-Bundesinnenminister Otto Schily und in seinem Gefolge auch sein nordrhein-westfälischer Kollege Fritz Behrens gegen Konsumenten weicher Drogen wie Haschisch oder Marihuana vorgehen wollen, ihre Finanzminister aber am Alkoholmissbrauch kräftig verdienen lassen, bleibt ihr kleines populistisches Geheimnis – um das sich niemand mehr schert.

Denn längst konsumieren gerade Jüngere Cannabis und Marihuana wie Ältere Alkohol. Denn längst spukt das Märchen von der Einstiegsdroge Hasch, die zwangsläufig zu einer Drogenkarriere führt, nur noch in den Köpfen ordnungspolitisch fixierter alter Herren. Denn nur die Illegalität fördert den Einstieg, wie das niederländische Beispiel zeigt: Dort ist die Zahl der Haschisch-Konsumenten seit Einführung der Coffeeshops, in denen weder harte Drogen noch Alkohol verkauft werden, nicht gestiegen. Verführerisch ist der Wechsel etwa auf Heroin nur, wenn der Dealer oder das soziale Umfeld harte Drogen im Angebot hat.

Statt Konsumenten weicher Drogen zu verfolgen, statt das erfolgreiche Toleranz-Konzept der Niederlande zu diffamieren, sollte gerade rot-grün für die Legalisierung weicher Drogen streiten. Sonst rauscht der Zeitgeist mal wieder an der Politik vorbei.

ANDREAS WYPUTTA