polit-optimismus
: SPD als Modetrend

Zu Weihnachten bekam ich eine Collegejacke. 2004 steht darauf, umrankt von Sternen. Das Modehaus in meiner Heimatstadt will damit Optimismus verbreiten, ein Licht im Jammertal.

Es hat sich also herum gesprochen: Der Aufbruch muss in den Köpfen beginnen, die Lage wird zur Stimmungsfrage: Erst wer Steuern spart, ist glücklich. Wer glücklich ist, kauft ein. Und wer einkauft, ist glücklich. So einfach ist die Psychowirtschaft.

KOMMENTAR VONCHRISTOPH SCHURIAN

Auch die Politik in NRW und im Ruhrgebiet hofft auf Zufriedene: Wer konsumiert, hilft der Wirtschaft, schafft Arbeit und gute Laune – und vor allem, er verwählt sich nicht. Will einfach immer weiter Shoppen gehen.

Die SPD muss darauf setzen. Andere Trümpfe sind ausgespielt: Es rettet sie kein Friedenssinn und keine Naturkatastrophe, nur die Binnenwirtschaft, das Wachstum, der Optimismus.

Im Spätsommer 2004 wird die Probe aufs Exempel gemacht. Wie nie zuvor werden die Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen zur Testwahl. Vor allem im Ruhrgebiet wird dann über den Fortbestand der rot-grünen Bündnisse in Düsseldorf und in Berlin entschieden. Und nur nebenbei über schwarze Bürgermeister, aktive Bündnislisten oder rot-grüne Städte.

Wahrscheinlich überlegt die SPD bereits in inhaltsschweren Strategierunden, wie aus kritischen Bürgern putzmuntere Einkäufer werden.

Und vielleicht sollte die Partei einfach eine Collegejacke feilbieten, bestickt mit ihren drei Buchstaben. Denn Käufer wählen SPD.