Kleine Farcen

Schill wollte schließen, Stromberg wollte bleiben, Horáková überlebte beide: Schauspielhaus-Stories 2003

Kann es möglich sein, dass man schon vergessen hat? Dass einem bereits entfallen war, dass Ronald Schill im Juni 2003 vorgeschlagen hatte, zwecks Einsparung das Schauspielhaus zu schließen? Beamten-Weihnachtsgeld sollte aus den Subventionen werden, damit diese dann ins Weihnachtsmärchen gehen könnten.

All dies ist keine Mär, es ist wahr – so wahr wie die Tatsache, dass das Schauspielhaus auch 2003 gar manch possierliches Bild abgegeben hat: Da wäre einmal die Entscheidung, zum April dieses Jahres die von Immanuel Schipper zum Off-Ort aufgebaute Spielstätte im Neuen Cinema zu schließen. Der Grund: auch von Geschäftsführer Jack Kurfess nicht vorhergesehener Geldmangel. Der Effekt: ein massiver Profilverlust für ein Haus, das sich als Experimente fördernder Ort verstand. Wieso dies nicht abseh- oder abwendbar war, erfuhr man nie.

Eine gewisse methodische Parallele mag man daher in Dana Horákovás eigenmächtiger Suche nach einem Nachfolger für den ungeliebten Intendanten Tom Stromberg sehen. Wenig elegant auch die Wahl der Mittel: massive Umbesetzungen im Aufsichtsrat des Schauspielhauses zwecks Durchstimmung von Strombergs Ablösung. Und siehe: Strombergs Vertrag wurde nicht verlängert – dabei hätte er so gern weitergemacht. Oder war sein Angebot, in Hamburg zu bleiben, eine kühl kalkulierte Farce? Man weiß es nicht.

Man weiß nur, dass Horákovás Lieblingskandidat Matthias Hartmann dann doch nach Zürich ging. Aber das machte nichts, denn schon stand der Stuttgarter Intendant Friedrich Schirmer bereit, für den dies der lupenreine Aufstieg ist. Und zum Agitieren eines Mixes aus Konvention und Aufbruch ist Hamburg natürlich der denkbar günstigste Ort. PETRA SCHELLEN