Allein unter Schills

Premiere der Ronald-Schill-Fraktion in der Hamburger Bürgerschaft traf auf nur verhaltenen Beifall

„Was für ein prasselnder Applaus“, höhnte ein Stimme aus der Fraktion der Partei Rechtsstaatlicher Offensive (FPRO). Fünf Männer beklatschen so lautstark wie möglich die erste Rede von Katrin Freund als Fraktionsvorsitzende der Ronald-Schill-Fraktion (RSF). Freund, Schill und ihre vier Mitstreiter Bodo Theodor Adolphi, Friedrich Adolphi, Richard Braak und Horst Zwengel, die sich von der Schill-Partei abgespalten haben, hatten gestern ihre Premiere in der Bürgerschaft. Außer ihren eigenen Händen rührten sich keine weiteren bei ihren Redebeiträgen.

Erst recht nicht, als Friedrich Adolphi seine Truppe als künftigen Koalitionspartner eines erneuten Rechts-Bündnisses anbot. „Wir werden gestärkt aus der Neuwahl hervorgehen“, drohte der RSF-Abgeordnete, „und wären dann eine zusätzliche Absicherung für einen Bürger-Senat.“ Eine ausgestreckte Hand, die niemand zu ergreifen gedenkt. Bildungssenator Reinhard Soltau (FDP) stellte klar, dass es keinen Weg zurück gebe für Ronald Schill. Auch CDU-Fraktionschef Michael Freytag hatte bereits mehrfach bekräftigt, dass „das Tischtuch definitiv zerschnitten“ sei.

So sehr, dass der tagelange Streit darüber, wo die neue Fraktion im Plenarsaal sitzen solle, erst gestern Vormittag durch eine Entscheidung des Präsidiums beendet wurde. Zwischen CDU und FPRO sitzen nun die sechs von der RSF, einer hübsch hinter dem anderen. Fraktionschefin Freund hat in der ersten Reihe neben FPRO-Chef Norbert Frühauf Platz gefunden, der sie keines Blickes würdigte, Ronald Schill selbst hat seinen neuen Klappsitz in der sechsten Reihe. Ganz allein unter Ex-Schills. SVEN-MICHAEL VEIT