Letzte Warnung vor dem Knall

Die Feuerwehr rät: Zu Hause bleiben. Die Internetseite berlin.de verweist auf Raketen im Darm. Ein wirklich sicherer Ort für die Silvesternacht scheint ausgerechnet nur das Brandenburger Tor zu sein

von TORBEN TRUPKE

Es scheint unvermeidlich: Heute Nacht gibt es was auf die Ohren. Wenn Sie ganz sichergehen wollen, bleiben Sie am besten zu Hause und schließen Türen und Fenster. Dann kann eigentlich nichts passieren. Das meint zumindest die Feuerwehr, die den Bürgern in ihren alljährlichen Sicherheitstipps erklärt, wie sie die Silvesternacht überleben.

Den Rat werden viele gern befolgen. Die Zahl der Silverstermuffel ist schließlich größer, als man denkt. Im trauten Heim ist’s ja auch ganz nett. Man sitzt in Ruhe vorm Fernseher, sieht sich den Silvesterstadl an oder die Sketchkonserven im Dritten Programm. Den Text kann man inzwischen locker mitsprechen – die Gesichter sind einem so vertraut, als würden sie zur Familie gehören.

Sollten sie zu den ganz harten Gegner der Jahreswechselfeiern gehören, können Sie ihrem Hass auf die fanatischen Böller-Männer (und -frauen) im Internet so richtig freien Lauf lassen. Klicken Sie einfach mal auf die Seite www.berlin.de. Die offizielle Hauptstadtseite hält für den silvesterbegeisterten Berlinbesucher eine Überraschung der besonderen Art bereit. Nach Eingabe der entsprechenden Stichwörter in die Suchmaschine stößt der interessierte Surfer nicht etwa auf eine Übersicht familienfreundlicher Großveranstaltungen.

Stattdessen klärt ihn Treffer Nummer eins über den Inhalt von „Jackass – The Movie“ auf. Darin geht es unter anderem darum, wie sich „einige unbekleidete junge Menschen auf der Dachterrasse eines japanischen Hotels Silvesterraketen in den Darmausgang stecken“.

Wer für Böller und Raketen nichts übrig hat, es aber trotzdem nicht in den eigenen vier Wänden aushält, kann sich heute auch anders beschäftigen. Zum Beispiel mit Laufen. Die Sportfreunde vom Sport-Club Charlottenburg veranstalten wieder ihren traditionellen Silvesterlauf. Zum „fröhlichen Abgesang des Laufjahres“ können dieTeilnehmer unter vier verschiedenen Strecken wählen. Der Clou dabei: Jeder Läufer bekommt im Ziel einen Pfannkuchen. Wenn es dumm „läuft“, ist allerdings Senf drin! Noch blöder dran ist, wer als Letzter über die Linie stolpert: Als Lohn gibt es ein Glas mit Rollmöpsen. Gesponsert wird das Ganze übrigens von der Berliner-Pilsner-Brauerei. Na dann: Prost Neujahr!

Alle, die sich trotz Ausnahmezustand in die Innenstadt trauen, sollten einen Regenschirm mitnehmen. Es könnte nämlich passieren, dass einige Zeitgenossen sich nicht an die wohlgemeinten Tipps der Berliner Brandschützer halten. Im fortgeschrittenen Benebelungszustand sind ihnen möglicherweise wichtige Details der Feuerwerks-Gebrauchsanweisung entfallen.

Am Brandenburger Tor, eigentlich der absolute Unort für alle Silvesterhasser, sind Sie dafür sicher vor Querschlägern und Wurfattacken. An der Festmeile sind Knaller verboten. Falls doch jemand welche mitbringt, muss er sie auf den extra dafür vorgesehenen Abbrennplätzen verböllern.

Egal, wie und wo sie heute auch feiern: Wir hoffen, die Stimmung ist bombig!