Nepper, Schlepper, Fußballspieler

Fußball-Zweitligist Rot-Weiß Oberhausen droht 33 Jahre nach dem „Bundesligaskandal“ eine neue Betrugsaffäre. DFB ermittelt gegen den Club nach Berichten über Wettmanipulation. Profis sollen auf eigene Niederlage in Aue gewettet haben

VON MARTIN TEIGELER

Die Fußballprofis von Rot-Weiß Oberhausen (RWO) geraten ins Zwielicht. Dem Zweitligisten droht 33 Jahre nach dem „Bundesligaskandal“ (siehe Kasten) möglicherweise eine neue Affäre. Wegen angeblichen Sportwettenbetrugs bei der 0:2-Niederlage der Oberhausener in Aue hat sich gestern der DFB eingeschaltet. Auf Antrag des Ligaverbands soll der Kontrollausschuss des DFB Gerüchten über Manipulationen beim Ligaspiel am vergangenen Sonntag nachgehen. Ein Liga-Sprecher bestätigte die Einschaltung des Gremiums.

Die Fußball-Bürokratie kam gestern ins Rollen, nachdem mehrere Zeitungen über Betrugsgerüchte berichtet hatten. Vor dem Zweitligaspiel zwischen dem FC Erzgebirge Aue und Rot-Weiß Oberhausen (2:0) sollen bei internationalen Wettbüros hohe Geldbeträge auf eine RWO-Niederlage gesetzt worden sein. So seien allein beim englischen Anbieter Betfair rund 500.000 Euro auf einen 2:0-Heimerfolg Aues gespielt worden. Laut anderen Berichten sollen wegen der RWO-Niederlage bei anderen Buchmachern Einzelgewinn in Höhe von bis zu einer Million Euro ausgezahlt worden sein. Deutsche und österreichische Buchmacher hatten die Begegnung wegen der ungewöhnlichen Wettfreudigkeit kurzfristig aus dem Angebot genommen. „Wir haben das Spiel geschlossen, weil unser Risiko-Management Alarm geschlagen hat“, so Andreas Pietsch von „Sportwetten Gera“ über „einen routinemäßigen Vorgang“, der bei hunderten Profispielen pro Woche „immer mal wieder“ vorkomme. Der Wettanbieter hatte eine Stunde vor Spielbeginn keine Einsätze mehr auf das Spiel angenommen – offenbar wegen auffällig hoher Einsätze zugunsten der Heimmannschaft. In Internetforen war bereits kurz nach Spielende spekuliert worden, RWO habe das Spiel absichtlich verloren. Bestätigt fühlen sich Beobachter durch den Spielverlauf. Der erste Treffer gegen RWO fiel per Eigentor, das 0:2 kassierte man per Foulelfmeter.

Die Oberhausener Vereinsführung wehrte sich gestern gegen die Verdächtigungen. „Da ist nichts dran, das sind alles nur falsche Gerüchte“, sagte RWO-Vereinspräsident und Hauptsponsor Hermann Schulz zur taz. Der Bauunternehmer will eidesstattliche Versicherungen aller RWO-Spieler vorlegen und Anzeige gegen Unbekannt wegen Rufmords erstatten. „Ich habe mit den Spielern gesprochen und lege die Hand für sie ins Feuer“, so Schulz. Der Club-Boss führt die Gerüchte auf die Besonderheiten des internationalen Wettgeschäfts zurück. „Ich bin da zwar kein Experte, wenn in Hongkong ein Eimer Wasser umkippt“, so Schulz. Er habe aber den Eindruck, dass gezielt Gerüchte lanciert würden, wenn gewisse Anbieter nicht bereit seien, Wettgewinne auszuschütten.

RWO-Trainer Eugen Hach nahm seine Spieler in Schutz: „Wer Profi ist, macht so etwas nicht.“ Am Sonntag hatte der Coach das 0:2 noch zweideutig kommentiert: „Mit einem schönen Eigentor und einem toll fabrizierten Foulelfmeter haben wir den Platzbesitzern tolle Weihnachtsgeschenke gemacht.“