„Warsaw Village Band“ in der Fabrik
: Fiedeln gegen Drummachines

Spazierte man Ende der 90er Jahre durch die Hochhaussiedlungen am Stadtrand Warschaus, konnte man unerwartete Echos hören. Aus dem Fenster eines Plattenbaus drangen Trommeln, Drehleiern und archaischer Gesang, denn im Wohnzimmer von Maciej Szajkowski fanden die Proben einer jungen Folkband statt.

Ein paar Jahre und drei CDs später ist die Warsaw Village Band – die Band aus dem Dorf namens Warschau – kaum noch zu Hause anzutreffen. Ihre Tourneen führen von Amerika bis Taiwan und Hamburg.

Als sie vor zwei Jahren ihr erstes Album im westlichen Ausland vorstellten, labelten sie ihren Sound noch als Bio-Techno. „Bio“, weil die Musik sich ganz natürlich einstellte – anfangs trommelten sie schlicht so lange, bis sie einen gemeinsamen Klang gefunden hatten. Und „Techno“ wegen der Parallelen der polnischen Folklore mit den ekstatischen Raves des 20. Jahrhunderts.

„Wenn man die alte Musik aus Polen hört, ist sie zunächst ganz schön brutal. Wenn man sie hört, ohne zu tanzen, ist es wirklich zu viel. Nach einer Stunde müsste man sich übergeben“, sagt Wojtek Krzak, Geiger und studierter Anthropologe. Und so verbinden sie die traditionelle Trance mit der Energie des Dancefloor, lassen Hackbrett, Bass-Cello, Fiedeln auf Synthesizer und Drummachines treffen. Beim neuen Album Uprooting gehört sogar ein Dub-DJ zu den Gästen ihres „Traditional-Minimal-Roots“- Mixes. Tobias Richtsteig

Donnerstag, 21 Uhr, Fabrik