Keine goldene Gans

Kunsthalle wartet mit Besucherrekord auf. Am strukturellen Defizit, das mit der Eröffnung der Galerie der Gegenwart begann, ändert das nichts

von Petra Schellen

„Es gibt keine Veranstaltung, für die wir nicht einen Finanzierungspartner hätten“: Kunsthallen-Direktor Uwe M. Schneede ist stolz darauf, dass die Hamburger Kunsthalle rund 50 Prozent aller Kosten erwirtschaftet oder von Mäzenen finanzieren lässt. Einen Rekord von 360.000 Besuchern hat er für 2004 zu vermelden – eine Zahl, die die Flaute von 2003 fast surreal erscheinen lässt und einen Zuwachs von 30 Prozent bedeutet.

„Außerdem impliziert dies einen Einnahmenzuwachs von 40 Prozent“, sagte der kaufmännische Geschäftsführer Tim Kistenmacher bei der gestrigen Präsentation – ein Erfolg, zu dem die Einführung eines differenzierten Preissystems beigetragen habe. Auch in puncto Bildungsauftrag schläft das Kunsthallen-Team nicht: Um 40 Prozent sei die Zahl der Museumsgespräche gegenüber 2003 gestiegen; 26.000 Personen nahmen teil. Und auch wenn das Konzept für die Zwölf- bis 18-Jährigen noch nicht stehe, sei die neue Reihe „Kunst meets Kommilitonen“ bereits auf reges Interesse gestoßen: 1.200 Teilnehmer wurden bei der ersten Veranstaltung gezählt; „gerechnet hatten wir mit 200 bis 300“, so Schneede.

In anderen Worten: Sie bewegt sich doch, die Kunstarena am Glockengießerwall; nach wie vor unberechtigt sei der Vorwurf, der Kunsthalle gebreche es am fähigen Management. „Unser Grunddefizit von 500.000 Euro jährlich ist struktureller Art und gründet sich auf ein Versäumnis der Vergangenheit. Denn das Haus war bei der Entlassung in die Selbständigkeit von Anfang an nicht solide finanziert; bei der Einrichtung der Stiftung hatte man wohl keinen Überblick über die Kosten“, vermutet Kistenmacher. Was bedeute, dass die Betriebskosten teils durch Vorgriffe auf das Budget des Folgejahres gedeckt werden müssten.

Ein Zustand, der seine Wurzeln in jenen Zeiten habe, als der Senat bei der Eröffnung der Galerie der Gegenwart 1997 – entgegen anders lautenden Beschlüssen – 60 Prozent der Finanzierungszusage wieder zurückgenommen habe. „Man setzte auf die Attraktivität des Hauses, die die Kosten wieder einspielen würde“, vermutet Kistenmacher.

Die Attraktivität kam – das große Geld nicht. Kistenmachers Fazit: „Die Kunsthalle ist nur solide zu finanzieren, wenn die Stadt Hamburg die Kosten für die Bewirtschaftung des Gebäudes – Betriebs- und Sicherheitskosten – dauerhaft übernimmt.“