Die Gutsherrin in der Mundsburg

Klassenkeile in der Bürgerschaft für Schulsenatorin. Liste der Schulschließungen morgen

Eine verheerende Bilanz der Schulpolitik des Senats zog GAL-Fraktionschefin Christa Goetsch bei den Beratungen des Bildungsetats in der Bürgerschaft. Goetsch‘s Zeugnis für Schulsenatorin Alexandra Dinges-Dierig: kein Plan bei der vorschulischen Bildung, Abschaffung von Grundschulen sowie Integrierten Haupt- und Realschulen, kein Konzept für die Sprachförderung in der Kita – und ein technokratischer Schulschließungsplan statt eines Schulentwicklungsplan.

Die „heillos überforderte“ Senatorin habe ihr Amt angetreten mit dem Anspruch, das unter „Schuladmiral Lange verlorene Vertrauen zurückzugewinnen“. Gefolgt sei ein Maulkorberlass für kritische Pädagogen. Statt eines Konteradmirals sei eine „Gutsherrin“ in der Behörde an der Mundsburg eingezogen, die Eltern oder Dozenten Privat-Audienzen gewähre – „aber nur, wenn das Volk und vor allem die Presse zu Hause bleiben“.

Der Haushalt der Schulbehörde verstärke die Ungerechtigkeit des Schulsystems und hindere Hamburgs Schulen daran, an die Spitze zu kommen, beklagte auch Britta Ernst (SPD). Sie forderte ein flächendeckendes Netz von Ganztagsschulen und die Abschaffung der eigenständigen Hauptschulen zu Gunsten integrierter Schulformen. „Sie tragen auf dem Rücken der Jugendlichen ihre ideologischen Konzepte aus den sechziger Jahren aus“, warf Ernst der Schulbehörde vor.

Die Senatorin verteidigte ihren Sparkurs: „Die aufgeklärten Hamburger haben erkannt, dass wir nur mit Reformen in einem vertretbaren Ressourcenrahmen, mit gelebter Verantwortung und Mut vorankommen“, las Dinges-Dierig vom Manuskript. Eigen- und Selbstverantwortung für Inhalte und Kostenstrukturen müssten wachsen – auch wenn es manchmal schmerze.

Zu den Vorwürfen der Opposition wegen ihres Schwänzens der öffentlichen Anhörung des Schulausschusses zu Gunsten von WM-Maskottchen Galeo schwieg Dinges-Dierig.

Am Freitag will sie die definitive Liste der zu schließenden Schulen bekannt geben. „Wir werden eine ganze Reihe von Maßnahmen noch ändern“, kündigte ihr Sprecher Alexander Luckow an. Dinges-Dierig hatte am Dienstagabend bei einem Treffen mit den Kreiselternräten signalisiert, sozial schwache Gebiete nicht so stark zu belasten wie ursprünglich geplant. Der Kreiselternratsvorsitzende aus Horn-Billstedt, Frank Ramlow, sprach trotzdem von einer „Alibiveranstaltung“.

Markus Jox / Kaija Kutter