Antike Straßenplanung

Zukunftsrat kritisiert Verkehrsplanung in der Hafencity: Straßenschluchten für Autos, in denen Fußgänger und Radler an den Rand gedrängt werden

von Gernot Knödler

Die Hafencity soll ein Vorzeige-Stadtteil werden, der zeigen soll, wie „die europäische Stadt des 21. Jahrhunderts“ aussehen könnte. Eine Analyse des Zukunftsrates zur Verkehrsplanung für den neuen Stadtteil zeigt, dass sich der Senat mitunter schwer tut, solch hehren Worten Taten folgen zu lassen. „Ohne sehr viel Mut und einen starken politischen Willen auf höchster Ebene ist eine Änderung der Verkehrskonzeption zu Gunsten einer nachhaltigen Entwicklung in Hamburg selbst in einen Neubaugebiet nicht zu erreichen“, schreibt das Gremium in einem offenen Brief an Bau- und Umweltsenator Michael Freytag (CDU). „Dieser Mut und Wille ist für uns derzeit nicht erkennbar.“ Der Straßenverkehr im Vorzeige-Stadtteil werde weitgehend nach „traditionellen Verfahren“ geplant. Das heißt: autogerecht.

Wie der Zukunftsrat kritisiert, geht der Senat in der Hafencity zwar von einem Radverkehrsanteil von 30 Prozent aus. Bei den Planungsvorgaben spiele das jedoch keine Rolle: Nach Auskunft von Freytags Mitarbeitern seien die Straßenschluchten so schmal geplant, dass sie kaum den prognostizierten Autoverkehr aufnehmen könnten, geschweige denn die erwarteten Massen an Flaneuren und Radlern.

Abseits der Promenaden seien die Bürgersteige „alles andere als großzügig“ geplant. Radfahrstreifen seien nirgends vorgesehen. Dafür würden Radwege zum Teil als Zwei-Richtungsradwege angelegt, die für Autofahrer stets eine Überraschung parat haben, denn diese rechnen nicht mit Radlern aus der „falschen“ Richtung. Kreuzungen müssten Radfahrer auf umständliche und komplizierte Weise überqueren. Für Radler empfohlene Nebenstraßen verliefen im Zick-Zack, am Magdeburger Hafen sei ein kaum erkennbares Radweg-Pflaster vorgesehen.

Mit den Bebauungsplänen könnten diese Fehler korrigiert werden, findet der Zukunftsrat. Er schlägt vor, den Boulevard am Magdeburger Hafen mit Ausnahme des Lieferverkehrs für Autos zu sperren. Das werde den erwünschten Fußgängerstrom Richtung Domplatz und Jungfernstieg anschwellen lassen. Der Senat solle darauf verzichten, alle Fahrspuren zu bauen, die nach den Prognosen für den Autoverkehr nötig wären.

„Nur wenn öffentlicher Nahverkehr und nicht motorisierter Verkehr einen Teil des errechneten KFZ-Verkehrs übernehmen, kann nachhaltige Mobilität gefördert werden“, mahnt der Zukunftsrat. Nur so würden die Bekenntnisse aller Parteien zu einem Ausbau des Fahrradverkehrs glaubwürdig und auch das Versprechen des Senats, die Nachhaltigkeit auf allen Politikfeldern zu berücksichtigen.

Der Zukunftsrat versucht, die 1992 in Rio de Janeiro von 170 Staaten beschlossene Agenda 21 in Hamburg umzusetzen. Die 90 Organisationen, Initiativen und Unternehmen wollen erreichen, dass wir heute so leben, dass auch unsere Kinder gut leben können – überall auf der Welt.