Verzehrstudie
: Geheimsache: Menüwahl

„Wir essen zu viel, zu fett, zu süß.“ Diese nicht gerade neue Erkenntnis stammt aus dem Ernährungsbericht 2004. Er wurde letzte Woche veröffentlicht. Alle vier Jahre sammeln Mitarbeiter der „Deutschen Gesellschaft für Ernährung“ Zahlen aus Verzehrserhebungen und der Agrarstatistik. Daraus extrahieren sie, was sich der Deutsche einverleibt. Doch wie verlässlich sind die Ergebnisse? Nicht besonders. Denn Daten zum Ernährungsverhalten sind nicht nur ungenau, sondern hierzulande auch noch spärlich. Spärlich, weil große Befragungen wie die Nationale Verzehrsstudie (NVS), bei der 20.000 Deutsche ihr Essverhalten protokollieren, viel zu selten durchgeführt werden. Die letzte NVS liegt 15 Jahre zurück. Eine neue Befragung startet im Frühjahr 2005 – so spät, weil das Verbraucherministerium bislang dafür kein Geld hatte. Statistiker in den USA haben es da besser: Dort werden jährlich Millionen in die Erforschung des Ernährungsverhaltens gesteckt. Eine gute Zahlenbasis ist wichtig, damit der Staat einen vorsorgenden Gesundheitsschutz garantieren kann. Weiß man etwa, dass die Deutschen viele rückstandsbelastete Lebensmittel essen, kann der Staat die Höchstmengen ändern. Ist sicher, dass Kinder viel Pommes essen, kann der Staat tätig werden. Doch gerade zum Ernährungsverhalten der Kleinen weiß man kaum etwas. Ernährungsdaten sind zudem ungenau, weil der Mensch schummelt, wenn es ums Essen geht. Oder er trinkt weniger Alkohol und verzichtet auf Süßes, wenn er sich beobachtet fühlt. Die Fehlerquote von Ernährungserhebungen kann so bei bis zu 50 Prozent liegen. Leider bietet die Wissenschaft derzeit noch nichts, um das auszugleichen. Was die Deutschen tatsächlich essen, lässt sich daher nur erahnen. KATHRIN BURGER