schmickler macht ernst
: Führung und Betragen

WILFRIED SCHMICKLER: Der Mann mit der Axt holzt für die taz

So, jetzt haben wir es amtlich! Die Kölner Politiker sind bei den Bürgern in etwa so beliebt wie der Riesenbaggerfahrer am Chlodwigplatz. Wobei die Aversionen gegen den Riesenbaggerfahrer weniger mit der Qualität seiner Arbeit zu tun haben, sondern einzig und allein auf den unerträglichen Krach zurückzuführen sind, den er bei seiner Arbeit macht. Das heißt: Der Baggerfahrer geht zwar mächtig auf die Nerven, aber er macht seinen Job.

Ganz anders bei den Politikern. Fette 33 Prozent der Kölner Bürger beurteilen die Arbeit ihrer gewählten Vertreter mit „mangelhaft“ oder „ungenügend“, 34 Prozent mit knapp „ausreichend“, also extrem versetzungsgefährdet. Dies ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts OmniQuest, bei der die Bürger aufgefordert wurden, den Ratsmitgliedern Noten zu geben. Jetzt mal ganz davon abgesehen, dass in der Schule in der Regel Schüler, im Stadtrat aber überwiegend Lehrer sitzen, so empfinde ich diese miese Benotung auch als maßlos überzogen. Diese Leute geben doch nun wirklich ihr Bestes. Zumindest was den Lärmpegel angeht.

Nehmen wir die Kölner CDU. Was war das für ein großartiger Parteitag in dieser Woche. Über 300 Rabauken, eingepfercht in eine muffige Schulaula, demonstrieren dem fassungslosen Publikum, wie es zugeht, wenn eine heillos zerstrittene Rasselbande ihre Hausaufgaben macht. Da wird gegröhlt, gepöbelt und gestänkert – ausgeflippte Quertreiber und renitente Rüpel von der ersten bis zur letzten Bank. Und mittendrin der versteinerte Landesvorsitzende, der wie ein überforderter Grundschulklassenlehrer mit ansehen muss, wie seine völlig missratenen Verzöglinge das Klassenzimmer demolieren.

Aber – und jetzt kommt der eigentliche Hammer – dieses ganze Tohuwabohu war nicht das Resultat einer Führungskrise in der CDU, nein, es war genau das Gegenteil. Ich zitiere mit maßlosem Erstaunen den Kölner CDU-Vorsitzenden Walter Reinarz: „Was für den Außenstehenden wie Chaos aussah, war wohl überlegt!“ Ja, was hat er sich denn da wohl überlegt, der schlaue Walter? Lass die Blagen sich erst einmal richtig austoben nach der alten Oberlehrer-Devise: „Ich hab Zeit! Ich kann warten“?

Auf jeden Fall ist der Spuk jetzt erst einmal vorbei. Blömer vorübergehend entsorgt, Knieps nominiert und Rüttgers wieder in Düsseldorf. Und einer hat sogar richtig was gelernt auf den CDU-Chaostagen: der Fraktionschef Herbert Gey. Der gelobt nach seiner mit kollektiver Nichtbeachtung quittierten Schnarch-Rede Besserung: „Ich suche nach Möglichkeiten, meine Defizite in der Außendarstellung zu beheben. Zur Not stelle ich mich vor den Spiegel und übe.“ So leid es mir tut, mein lieber Herr Gey, aber das wird nichts nützen. Denn der Unterschied zwischen Ihrem Spiegel und Ihrer Parteibasis ist doch der: Ihr Spiegel macht keinen Krach!