KURZKRITIK: DAVIES DIRIGIERT IN DER LAEISZHALLE SCHOTTISCHES
: Tristesse und Taumel

Wo Mendelssohn Steilküsten einfängt, geht es Davies um die Seelenlandschaften vom Wind gebeugter Inselbewohner

Ob es nicht zu laut sein würde, hatte zuvor eine Abonnentin gefragt. Woraufhin sich Solist Gunther Haußknecht erhob und einige Takte auf seinem Dudelsack blies. Immerhin ging es diesem Philharmonischen Konzert um das Land, das wie kein anderes mit der karierten Klanqquelle assoziiert wird: Schottland.

Von dort angereist war der Dirigent: Auf den Orkney-Inseln hat der Engländer Peter Maxwell Davies seit den frühen 70er Jahren seine Wahlheimat. Natur und Menschen speisen auch seine Stücke, „A Reel of Seven Fishermen“ und „An Orkney Wedding, with Sunrise“.

Eröffnet wurden die Konzerthälften durch Felix Mendelssohn Bartholdys „Hebriden“-Ouvertüre und die „Schottische“ Sinfonie. Wo Mendelssohn die traditionelle Musik nichts galt, scheut Davies die Folklore nicht: Wenn das Ausbleiben eines Fischers betrauert wird, lässt er die traditionelle „Reel“ vom schmissigen zum Totentanz werden. Wo Mendelssohn dramatisch Steilküsten einfängt, geht es Davies um die Seelenlandschaften vom Wind gebeugter Inselbewohner.

Dem Orchester entlockte Davies beides. Und als schließlich Haußknecht samt Dudelsack auftrat, waren die Anwesenden versöhnt auch mit Davies’ teils so neu Tönendem.

ALEXANDER DIEHL

heute, 20 Uhr, Laeiszhalle Einführung: 19.15 Uhr