Immer noch schrecklich

Schulsenatorin legt ihre Schließungsliste vor: 18 Grundschulstandorte sollen entfallen. In Tonndorf und Osdorf halbe Gesamtschulen geplant

von Kaija Kutter

Bildungssenatorin Alexandra Dinges-Dierig hat die abschließende Fassung für den Schulentwicklungsplan vorgelegt. Dabei bestätigte sich die bereits gestern von der taz veröffentlichte Negativ-Liste mit einer Ausnahme: Die Schule Sonnenweg wird nicht geschlossen, sondern soll zusammen mit dem Gymnasium Tonndorf eine „Kooperative Gesamtschule“ bilden. Gleiches ist für die Schule Goosacker und das Gymnasium Osdorf geplant.

An dieser Art von Gesamtschulen werden Kinder nach der sechsten Klasse auf die drei Schulzweige verteilt. Es gebe für diese Schulform eine „Übernachfrage der Eltern“, räumte die Senatorin ein. Für die klassische Gesamtschule bis Klasse 10 gäbe es hingegen ein „Überangebot“.

Insgesamt hat Dinges-Dierig die am 2. November vorgestellte Schließungsliste mit 53 geplanten Maßnahmen zwar deutlich abgespeckt – statt 23 werden jetzt nur noch zehn Standorte vollständig aufgegeben. Die Liste der Schulen, die nun von Zusammenlegung, Teilschließung oder Anmeldeauflagen betroffen sind, bleibt aber lang. Immer noch sollen 18 Grundschulangebote geschlossen werden. Dazu gehören neben den 16 von der taz bereits genannten auch die Primarabteilungen der Schule Poppenbüttler Stieg und der Gesamtschule Eidelstedt.

Gerettet wurden hingegen die Grundschulen Rönnkamp, Neugraben und Rellinger Straße. Letztere soll zusammen mit den Nachbarschulen Tornquiststraße und Eduardstraße einen „Anmeldeverbund“ bilden. „Die Schulleiter sollen sich zusammensetzen und die Schüler so verteilen, dass alle die Mindestzügigkeit haben“, erklärte Dinges-Dierig das neue Verfahren, das in diesem Schuljahr auch für die drei Schulen Iserbrook, Schenefelder Landstraße und Lehmkuhlen und im folgenden Jahr gar für alle Grundschulen gelten soll. Hat eine Schule dann nur 20 oder 30 Anmeldungen, „könnte es zur Schließung kommen“.

Auch für weiterführende Schulen soll es Anmeldeverbünde geben. Hier bleibt es – wie berichtet – dabei, dass sieben Mittelstufen von Haupt- und Realschulen, zwei Gymnasien und drei Gesamtschuloberstufen entfallen sollen. Insgesamt erwartet die Behörde, dass acht Schulleiterstellen überflüssig werden. Nähere Angaben über Einsparungen konnte Dinges-Dierig gestern nicht machen. Dies auszurechnen habe sie seit Erstellung der Liste am Mittwochabend „keine Zeit“ gehabt. Ingesamt lobte Dinges-Dierig das ganze Verfahren, dies habe die Schulen in der Ausarbeitung ihrer Profile „einen Schwung nach vorn“ gebracht.

Ganz anders sehen das Verbände und Opposition. „Es ist immer noch eine Liste des Schreckens“, sagte die GEW-Chefin Stephanie Odenwald. Hier müsse besonders bei Stadtteilschulen wie Pestalozzi in St. Pauli nachgebessert werden. Holger Gisch von der Elternkammer sprach von einem „Schritt in die richtige Richtung“, nachdem nun noch weitere Schulen eine Chance erhalten müssten, sich über „Kooperationen, Integration oder Verbünde“ zu retten.

„Die Schulentwicklung bleibt ohne Plan“, monierte GAL-Fraktionschefin Christa Goetsch. Bei aller Freude über einzelne Erfolge der protestierenden Eltern werde immer undurchsichtiger, warum einige Schulen geschlossen werden und andere nicht. Als „zentrales Kriterium“ entwickle sich offenbar „die Einflussgröße einzelner CDU-Bezirkspolitiker“. Dazu passend kritisiert der SPD-AbgeordneteWilfried Buss, dass in seinem Wahlkreis gleich vier Schulen geschlossen werden und fragt ganz schlicht: „Was hat die Senatorin gegen Barmbek?“