Überflüssige Pillen

Vitaminpillen und Mineralstoffe: Beratungspraxis von Apotheken in der Kritik der Verbraucherzentrale

bremen taz ■ Ältere Menschen bekommen in zu vielen Bremer Apotheken nach mangelhafter Beratung überflüssige Nahrungsergänzungsmittel angedreht. Mit diesem Ergebnis eines Beratungstests in 35 Apotheken hat sich die Bremer Verbraucherzentrale jetzt bei der Apothekerkammer unbeliebt gemacht. „Schwach“, urteilt verärgert deren Vorsitzender Richard Klämbt. „Das ist alles aufgebauscht“, vertritt der Apotheker gegenüber der taz den Standpunkt: „Lieber ein bisschen mehr als zu wenig.“ Überflüssige Vitamine beispielsweise würden wieder ausgeschieden.

Das Geld, das die Verbraucher dafür gezahlt haben, landet allerdings auch im Kanal. So errechnete die Verbraucherzentrale, dass zusammengenommen fast 63 Prozent der Apotheken ihrer sechzigjährigen Testperson Produkte angepriesen hatten, für die es keine Notwendigkeit gab. Dabei lagen die Kosten für eine Monatspackung Zusatzstoffe bei sieben bis zehn Euro pro Monatspackung.

Überhaupt sei die Beratung mangelhaft ausgefallen, befanden die Verbraucherschützer: Knapp die Hälfte der Berater fragten nur sehr oberflächlich nach den Ernährungsgewohnheiten der Frau. Nur 17 Prozent fragten nach Gesundheitsbeschwerden. Lediglich vier Apotheken (11 Prozent) hatten sich dem Test zufolge so gründlich nach Ernährungs- und Lebensweise der vermeintlich um die eigene Gesundheit besorgten Probandin erkundigt, dass sie anschließend zu dem Ergebnis kamen, dass die Ratsuchende überhaupt keine Nahrungsergänzung durch Vitamine oder Mineralien benötige.

Die Verbraucherzentrale nun rät – jungen und älteren Menschen – sich „durch die typischen Werbesprüche der Industrie nicht verunsichern zu lassen“. Wer täglich frisches Obst esse, Gemüse verzehre und Milch- und Vollkornprodukte verzehre, könne meist auf Zusatzpräparate verzichten. ede

Die Verbraucherzentrale beantwortet Di von 10-13 und Do von 14-16 Uhr telefonische Anfragen zur Ernährung unter 0421-160 77 54