Rote Socken und blau-weiße Fußballer

Traute König ist Frührentnerin – und Fan-Frau nicht nur von Hertha BSC. Über ihr Leben hat sie ein Buch geschrieben

Was ist ein Fan? Warum wird man einer und wie bleibt man es? Diese Fragen hat Traute König von klein auf sozusagen persönlich beantwortet. Jetzt liegt ihr im Selbstverlag erschienenes Buch darüber vor, das sie an den entsprechenden Sportstätten auch selbst verkauft. Die jetzige Hertha-Fanfrau ist inzwischen Frührentnerin – wie ihr Mann Peter, der als Schachspieler internationale Turniere besucht.

Traute König interessierte sich als Kind zunächst für den Berliner Radsport, dann wurde sie Jazzfan und zuletzt Fußballfan. Gemeinsam ist dem Ehepaar außerdem das Hobby Galoppsport. Sie besaß sogar einmal ein Pferd und er erstellte ein Computerprogramm mit den Daten aller Pferde, Jockeys und Rennen – als Wetthilfe. Dabei sind die Königs gar nicht so am Gewinnen interessiert, eher am Unterwegs- und Dabeisein. Sie pendeln zwischen ihren Wohnungen bei Frankfurt und am Wannsee und sind vor allem treue Fans, und so heißt ihr Buch dann auch „Mein Leben als Fan“. Sie verkauft es für 7 Euro, so viel wie die Herstellung kostete. Traute König erzählt Anekdoten und porträtiert ihre alten und neuen Idole. Zum Beispiel den Radrennfahrer Fritz Jährling, Berliner Jugendmeister 1940. Er bekam nach dem Krieg von seiner Mutter rote Socken gestrickt – deretwegen er dann bald auch so genannt wurde. Oder Gerhard Löffler, „1933 in den Radsport hineingeboren“. Er sagte der Autorin: „Einmal Rennfahrer, immer Rennfahrer.“

1953 traten in Traute Königs Leben „große Veränderungen“ ein: Sie wurde Sachbearbeiterin im Rummelsburger VEB Berliner Kraftverkehr, heiratete, ließ sich wieder scheiden – und anschließend von ihrem Bruder in Westberliner Jazzkneipen wie die „Eierschale“ entführen. Einmal fuhr sie in die damalige „Jazzhochburg“ Frankfurt am Main, dort fand sie dann eine neue Stelle – bei der Lufthansa, wo sie 35 Jahre blieb. Außerdem eröffnete sie einen Singleclub, der noch heute besteht und in dem es „viele gute Jazzveranstaltungen gibt“. Besonders beeindruckt war sie immer von Trevor Richards New Orleans Trio. Im Singleclub lernte sie auch ihren heutigen Mann Peter kennen.

Der Schachclub-Vorsitzende war an einem Rennstall beteiligt. Bald lernten Peter und Traute König über ihn weitere „Pferdeleute“ kennen und wurden Galoppsportfans. „Als ich später das Buch ‚Der Pferdeflüsterer‘ las, dachte ich: ‚Det kann ick ooch!‘“ Nach ihrer Frühpensionierung 1992 fing sie mit ihrem Mann an, ein Buch über Pferderennen zu schreiben. Dazu schafften sie sich einen VW-Bus an und fuhren von Rennbahn zu Rennbahn, wo sie später auch das Buch verkauften. Weil das Schreiben des ersten Buches so viel Spaß gemacht hatte, nahm das Ehepaar anschließend gleich zwei weitere in Angriff: „eins über Jockeys, die für Deutschland reiten, und eins mit Geschichten aus dem Rennsport“.

In ihrem Fanbuch hat sie nun ebenfalls einige Jockey-Porträts untergebracht, unter anderem eins von Christian Zschache, der nach einem Sturz querschnittsgelähmt war. Für ihn sammelte Traute König 1999 als Nikolaus verkleidet auf der Frankfurter Rennbahn Geld. Besonders verbunden fühlt die Autorin sich dem Jockey Eduardo Pedroza: Als der mit Diamante ein Rennen in Dresden gewann, gewann auch sie – eine Dreierwette. 1999 mietete das Ehepaar König eine Wohnung in Wannsee. Im selben Jahr lernte sie im Flug die Hertha-Mannschaft kennen – und ging kurz danach zum ersten Mal in ihrem Leben ins Olympiastadion. Traute Königs üppig bebildertes Fanbuch endet mit dem „Schlusswort: Blau-weiße Hertha – Du bist unser Sportverein – Du wirst es für immer sein!“ HELMUT HÖGE

Traute König: Mein Leben als Fan, Selbstverlag, 7 Euro; Bestellung über: (0 61 03) 8 27 85