„Wie ein Kriegstrauma“

FERNSEHFILM Rolf Silbers „Durch diese Nacht“ erzählt die Geschichte (s)einer Hirnblutung (20.15 Uhr, ZDF)

„In die Möbel gefallen“ sei er am 11. Dezember 1996, sagt Rolf Silber, in dem Jahr also, als der Regisseur und Drehbuchautor mit der Kinokomödie „Echte Kerle“ seinen bislang größten Erfolg feierte. Was Silber klingen lässt wie ein drolliges Missgeschick, hätte seinen Tod bedeuten können: Die Ärzte diagnostizierten eine Gehirnblutung und empfahlen Silbers Frau, einer risikoreichen Hirnoperation zuzustimmen.

Seine eigene Krankheitsgeschichte noch mal aus der Perspektive seiner Frau zu hören, gehörte für Silber zu den spannendsten Momenten in der Arbeit an seinem Fernsehfilm „Durch diese Nacht“, aber auch zu den kräftezehrendsten. Silber spricht von „erheblichen emotionalen Bewegungen“ und offenbart auf Nachfrage, dass er „auch mal am Schreibtisch weggeklappt“ sei. „Diese Retraumatisierung, auf die ich mich da eingelassen habe, kann man für therapeutisch halten“, sagt Silber, „aber auch für masochistisch.“

Damit auch der Zuschauer was davon hat, ist am Film längst nicht alles autobiografisch: Einen Mord begangen wie sein Alter Ego Jan Kelm, aufwühlend verkörpert von Oliver Stokowski, hat Silber beispielsweise nie – und auch, dass dessen fieser Geschäftspartner Tom (Tim Bergmann) sich während Jans Abwesenheit an dessen Frau Karla (Katharina Böhm) ranmacht, entspringt wohl eher Silbers Fantasie. Wie lebendig die ist, zeigen die Sequenzen, in denen Silber versucht, filmische Entsprechungen für die Innenwelt von Gehirnblutungspatienten zu finden – eine Zeit, an die er sich nur bruchstückhaft erinnert.

Das Wichtigste zum Schluss: Rolf Silber geht es heute gut. Der 55-Jährige hat seine Krankheit gut überstanden, abgeschlossen allerdings hat er damit nicht, wird er wohl nie. „Wer das behauptet, betrügt sich selbst“, sagt Silber ernst. „Das ist wie ein Kriegstrauma.“ DAVID DENK