Überlebender eines Sonderkommandos

Henryk Mandelbaum wurde am 15.12.1922 als Sohn eines jüdischen Metzgers im polnisch-schlesischen Olkusz geboren. Im Juni 1944 kam er ins KZ Birkenau, wo er sofort einem Sonderkommando zugeteilt wurde. Als einziger Überlebender der Sonderkommandos blieb er nach Kriegsende bis heute in Polen. Nach 1945 arbeitete er als Kurier- und Taxifahrer und auf einer Fuchsfarm. Er ist mit einer Deutschen verheiratet.

Aufgabe der Häftlinge, die in die Sonderkommandos gezwungen wurden, war es, die im KZ ankommenden deportierten Juden in die Gaskammern zu schicken und die Leichen nach der Durchsuchung nach Wertgegenständen zu verbrennen. Außerdem mussten sie die Gaskammern säubern. Die Sonderkommandos lebten streng getrennt vom übrigen Lager und genossen wegen der schweren Arbeit eine Sonderbehandlung. Nach regelmäßig etwa vier Monaten wurden die Männer ermordet und durch neue ersetzt.

Der KZ-Überlebende Primo Levi nannte die Sonderkommandos „das dämonischste Verbrechen des Nationalsozialismus“, ihre Funktion sei es gewesen, das Gewicht der Schuld von den Nazis auf andere, „nämlich auf die Opfer selbst, abzuwälzen, so dass diesen – zur eigenen Erleichterung – nicht einmal mehr das Bewusstsein ihrer Unschuld bleiben würde.“ So waren die Sonderkommandos lange ein Tabuthema, den Überlebenden wurde vorgeworfen, auf Kosten der anderen gelebt zu haben. Von rund 2.200 in die Sonderkommandos gezwungenen Männern überlebten nur 110 das Kriegsende, heute leben nur noch sechs. SCH