„Hexer“ kehrt zurück

René Bielke, 42-jähriges Idol aus DDR-Tagen, kommt zu einem Comeback für das Eisbären-Oberligateam

Wenn René Bielke versucht, auf ihn zufliegende Hartgummischeiben zu entschärfen, dann findet Tochter Meggan das „einfach cool“. Die Neunjährige verfolgt die wenigen Übungseinheiten, in denen sich ihr Papa müht, nach rund siebenjähriger Wettkampfpause ein bisschen gelenkiger zu werden. Und es gefällt ihr, dass sein Trikot jetzt unter dem Wellblechpalast-Dach hängt als Reminiszenz an eine tolle Karriere: 125 Länderspiele bestritt Bielke für die DDR, zwölf weitere für Gesamtdeutschland. Jetzt soll Meggans Vater noch ein Spiel absolvieren – in der Eishockey-Oberliga Nord-Ost – und das hat einen kuriosen Grund.

Der 42-Jährige sollte vor allem am Mittwoch fit sein, wenn mit dem Berliner Schlittschuh-Club (BSchC) ein Spitzenteam antanzt, den Juniors aber nur ein Rumpf-Kader zur Verfügung steht. Da die Hohenschönhausener befürchteten, ohne Puckfänger dazustehen, reaktivierten sie kurzfristig den Goalie-Veteran, der sich in Glanzzeiten dank erstklassiger Reflexe den Namen „Hexer“ eingefangen hatte.

Den Spieler-Engpass haben sich die Ostberliner selbst eingebrockt, weil sie längst bekannte Termine übersahen. Zum Beispiel die am 25. Dezember beginnende U-20-Weltmeisterschaft in den USA, zu der Torsteher Youri Ziffzer nebst sechs Teamkollegen am 19. aufbrechen wird, während am 23. Daniar Dshunussow bei den großen Eisbären in der DEL als Back-up-Goalie fungiert. Bleibt Sebastian Stefaniszin – falls er nicht schon Anfang dieser Woche zur U-18-WM in die Schweiz fliegt.

Falls doch? „Es ist alles kompliziert“, seufzt Coach Jeff Tomlinson. Bielke wird gegen den BSchC als Ersatz auf der Bank sitzen, aber mehr als der Einsatz in einem Drittel scheint nicht drin. „Die Luft fehlt und die Knie sind weich“, sagt der Mann, der seine Karriere 1997 beendete – als Torwart des BSchC. „Es ist Show und hilft uns gleichzeitig“, meint Coach Tomlinson, wobei sich auch das Helfen eher auf die Medien-Resonanz bezieht. Die können die Juniors gut gebrauchen, da sie mit rund 230 Zuschauern pro Spiel den schlechtesten Zuspruch der Liga vorweisen.

Bielke bleibt zu wünschen, dass er nicht ein ähnliches Fazit ziehen muss wie Lenz Funk 2003. „Nie wieder“, stöhnte damals der fix und fertige Präsident der inzwischen Pleite gegangenen Berlin Capitals, nachdem er sich mit 55 Jahren noch einmal aufs Eis gewagt hatte, um seinem Club Publicity zu verschaffen. Bielkes Tochter Meggan sieht’s jedenfalls gelassen: „Wenn er schlecht hält, wird das Trikot eben wieder abgehangen.“ MARCUS VOGT