KRISE BEI OPEL/SAAB: WEITERWURSTELN BIS ZUR RETTUNG
: Deutlicher, aber nicht besser

Stück für Stück wird der Gesamtplan zur Zukunft der Opel- und Saab-Fabriken erkennbar. Die Belegschaften der GM-Standorte in Deutschland und Schweden dürfen ein wenig aufatmen: Geschlossen wird vermutlich kein Werk. Erfolgreich strampelt sich General Motors aus seiner mit falschen Modellen und schlechter Qualität selbst verschuldeten Absatzkrise heraus – auf Kosten seiner Belegschaften und der öffentlicher Kassen.

Dabei dürfen sich die ArbeiterInnen an keinem der GM-Standorte irgendeine langfristige Sicherheit ausrechnen. Die neue Strategie aus Detroit verspricht ein Weiterwursteln wie bisher, also keinen Neuanfang. Anders ist nicht zu verstehen, dass die Rettung vor allem in neu-alten Warenmarken besteht – Cadillacs und Chevrolets statt Opels und Saabs. Was Namen wie Produktionsstandorte angeht, bilden Fahrzeuge in der einstigen „Kadett“- und jetzigen „Astra“-Klasse ein Auslaufmodell. Am unteren Ende erhalten koreanische Autos, auf denen jetzt noch Daewoo steht, künftig den neuen Schriftzug Chevrolet, im oberen Marktsegment bekommt Saab zusammen mit einem europäischen Cadillac noch eine Chance. Dazwischen bleibt für Opel und die deutschen Fabriken die Mittelklasse übrig – wo nicht nur die Konkurrenz mit anderen Marken am schärfsten ist, sondern wo sie auch in direktem Kostenwettbewerb mit osteuropäischen GM-Standorten stehen.

Die Gewerkschaften haben viel von internationaler Solidarität gesprochen und sich doch in den Wettbewerb der Standorte einspannen lassen. Zugleich haben die deutsche Regierung mit ihrer Qualifikationsgesellschaft und die schwedische mit direkten Zuwendungen tief in die Staatskasse gegriffen, um den Konflikt abzufedern. Mehr Mut vor Ort und bei den Politikern hätte es für die Direktoren in Detroit auf jeden Fall teurer gemacht. Als Einzelkämpfer sind Arbeiter gegen Arbeiter, Gewerkschaft gegen Gewerkschaft, Fabrik gegen Fabrik, Land gegen Land gegenüber internationalen Konzernen machtlos – auch wenn deren Manager noch so sehr die eigentlich Verantwortlichen der Krise sind. REINHARD WOLFF