innenstädte
: Der Herz-Faktor

Mehr Gefüüüühl für die Städte, fordern die Landesplaner jetzt. Was zunächst wie ein weihnachtsdussliger Ausrutscher klingt, sollte Gehör finden: Lange Zeit wurde Stadtpolitik mit der Ansiedlung von Geschäften verwechselt. Dabei mangelt es dem Ruhrgebiet schon lange nicht mehr an Einzelhandelserlassen, Standortpolitik und Entwicklungsplänen. Mit dem neuen Herz-Faktor wird deutlich, was in Zukunft viel wichtiger sein wird: Die Zufriedenheit der BewohnerInnen, ihre Identifikation, ihr Interesse am Wohnort und Angeboten, eben ihr Lebens-Gefühl.

KOMMENTAR VONANNIKA JOERES

Die Städte im Ruhrgebiet sind fertig gebaut, der Spielraum, auf dem Reißbrett futuristische Viertel zu planen, ist winzig. Viel entscheidender ist die Bevölkerungsabwanderung. Es ist nicht das Problem, dass wir weniger werden, sondern wen wir verlieren: Die Gebildeten und Familien. Um sie zu halten, soll jetzt kultureller Glanz her, die Bohemiens, das schöne, interessante Leben für alle. Mit den kreativen KünstlerInnen sollen die Menschen dann von alleine bleiben.

Das ist richtig, aber auch richtig schwierig: Straßenzüge sind planbar, KünstlerInnen nicht. Sie meiden ja oftmals das Abgezirkelte, wollen Pioniere sein und überraschen oft mit ihrem vermehrten Auftauchen in irgendwelchen vernachlässigten Häuserzeilen. Voraussetzung dafür sind günstige Mieten, die Chance der Revierstädte: Leer stehende Immobilien, interessante Industriehallen können zu schönen Ateliers werden. Und das Bürgerherz schlägt schneller.