Sammel-Leidenschaft

Gründungsdirektor Thomas Deecke wird 2005 das Neue Museum Weserburg verlassen. Geheime Nachfolgersuche

Bremen taz ■ Auch Väter müssen loslassen können – von ihren Kindern. Thomas Deecke hat den Zeitpunkt dafür jetzt gefunden. Am 14. Februar 2005 wird er 65 Jahre alt – und dann auch sein Amt als Direktor des Neuen Museums Weserburg aufgeben. Deecke hatte das Museum ab 1987 konzipiert. Seit der Eröffnung 1991 residiert er als künstlerischer Leiter am Teerhof 20 und hat derzeit 32 Mitarbeiter.

Für seine Nachfolge ab 1. Mai 2005 wird laut Pressesprecher Dietrich Reusche die „große, also eine internationale Lösung“ angestrebt. Hierzu hat sich der erweiterte Stiftungsrat des Museums als Findungskommission konstituiert – und international mal so nachgefragt. „Über die Antworten wollen wir über Weihnachten noch einmal nachdenken“, berichtet Deecke. Am 12. Januar soll das Ergebnis verkündet – und damit auch der Bremer Bewerbung als Kulturhauptstadt Europas ein neues Argument geliefert werden.

Deecke wird ab 24. April 2005 noch einen „Schlussstrich“ ziehen – und mit der Ausstellung „Sammel-Leidenschaften“ die Lieblingswerke seiner Lieblingskunstsammler zeigen. Deutlich möchte Deecke so noch einmal das von ihm entwickelte Prinzip des Sammlermuseums präsentieren: wie Privatsammlungen mit dem kunsthistorischen Blick der Museumsmacher zu Ausstellungen werden. Das spart den Ankaufetat und horrende Leihgebühren.

„Nur zwei Nachmacher hat die Idee bis heute gefunden“, wundert sich Deecke – und verweist auf das Karlsruher Museum für Neue Kunst sowie das Centre d’Art Contemporain Geneve. Ersteres litt unter Besuchermangel und wurde dem Zentrum für Kunst und Medientechnologie (ZKM) eingegliedert, Letzteres hat sich mit einer eigenen Sammlung neu positioniert.

In Bremen bleibt alles konstant. Wenig Besucher, viel Renommee. „Und 14 Jahre finanzielle Unsicherheit, der immer gleiche Kampf mit acht Kultursenatoren und einer schlecht funktionierenden Kulturbehörde“, klagt Deecke. Sein Nachfolger müsse sich auf „permanente Lobbyarbeit einstellen“.

Der gebürtige Lübecker Deecke wird kommendes Jahr in seine zweite Heimat Berlin zurückziehen. Arbeiten will er freiberuflich – als Kurator, Journalist und Wissenschaftler. fis