Wenn Luigi Controletti zuschlägt

Drei Mitarbeiter des Bremer Service Team (BST) stehen seit gestern vor Gericht, weil sie einen Ukrainer brutal getreten und gewürgt haben sollen. Urteilsverkündung erst im Januar

Man habe die Ordnung im Bus aufrecht erhalten müssen, verteidigt sich der Kontrolleur vor Gericht

Bremen taz ■ „Gemeinschaftliche schwere Körperverletzung“ lautet der Tatvorwurf, gegen den sich seit gestern drei Kontrolleure der BSAG vor Gericht verantworten müssen. Eigentlich sollten die Mitarbeiter des Bremer Service Teams (BST), Horst S. (38), Michael S. (27) und Maik K. (27), nur die Schwerbehinderten in der Buslinie 41 nach Mahndorf zählen. Doch als ein Fahrgast auffällig wurde, hat Luigi Brutaletti zugeschlagen.

Am späten Abend des 9. April 2002 soll das Trio einen Ukrainer mit einer Waffe geschlagen, mit Füßen getreten, mit bloßen Händen gewürgt haben – und zwar auch dann noch, als der angetrunkene Alexander M. schon gefesselt am Boden lag.

Der damals 20-Jährige habe mehrere Frauen verbal „belästigt“ und „begrapscht“, verteidigen sich die Angeklagten. Die Frauen verließen fluchtartig den Bus, Horst S. indes sah sich zum Eingreifen genötigt – „um die Ordnung im Bus aufrecht zu erhalten“. Auf sein Verhalten angesprochen, habe M. mit wüsten Beschimpfungen reagiert, ihn mit der Faust ins Gesicht geschlagen. Daraufhin habe man den Mann trotz heftiger Gegenwehr „ruhig gestellt“.

Die Situation eskalierte. Von „Tumult“ ist dann die Rede, von „Kampf“. Einer der Kontrolleure sei auf dem Rücken des Ukrainers „herumgesprungen“ berichtet der Busfahrer, ein anderer habe auf dem Genick gekniet. Würgend sei M. zu Boden gerissen worden, ergänzen zwei Fahrgäste. Doch wer wofür verantwortlich ist, ist nach zweieinhalb Jahren nur noch schwer zu rekonstruieren.

Ein Schlagstock kam zum Einsatz, außerdem Handschellen. Oder waren es Kabelbinder? Doch wer was benutzt hat, bleibt unklar, auch nach den Zeugenaussagen. Unsicher ist allerdings auch, so Amtsrichter Mertens, ob Luigi Controletti Handschellen überhaupt benutzen darf – selbst wenn er das Hausrecht der BSAG ausüben darf.

So oder so: Fest steht, dass M. am Ende gefesselt und unsanft nach draußen geschafft wurde. Am Wartehäuschen am Mahndorfer Bahnhof sei er dann erneut zu Boden gerissen, wiedergewürgt und mit der Waffe geschlagen worden, heißt es in der Anklageschrift.

M. hat sich zum Tathergang gestern noch nicht geäußert, er blieb der Verhandlung trotz Vorladung fern. Der Prozess ist deshalb bis Anfang Januar unterbrochen. Den drei Angeklagten drohen dann im Falle einer Verurteilung Freiheitsstrafen von mindestens sechs Monaten.

Nur einer von ihnen steht heute noch in Diensten der BST. Im Auftrag der BSAG kontrolliert sie seit rund vier Jahren Busse und Bahnen auf Schwarzfahrer. Dabei ist es nicht das erste Mal, dass einer ihrer Mitarbeiter als aggressiv auffällt. So endete der Trip mit der Straßenbahn im vergangenen Sommer für einen Afrikaner mit einem Controlletti-Knie auf dem Hals. An anderer Stelle wurde berichtet, dass ein Ägypter gewaltsam aus der Tram gezerrt wurde. Jan Zier