KOMMENTAR VERFASSUNGSSCHUTZ UND SCHANZENFEST
: Ein Fass aufgemacht

Wer Randale als Event versteht, dem ist es egal, ob ein Fest vorher angemeldet wird oder nicht

Es ist Innensenator Christoph Ahlhaus (CDU) anzumerken, dass er es genießt, durch markige Worte für Schlagzeilen zu sorgen. Dabei stößt er den grünen Koalitionspartner bewusst vor den Kopf, ohne zu wissen, wovon er eigentlich redet. In diese Kategorie passt die Rote-Karte-Attacke gegen Ver.di Landeschef Wolfgang Rose, aber auch das Prinzipienreiter-Gezänk um das Schanzenfest. Hier hat Ahlhaus ein Fass aufgemacht, bei dem nicht abzusehen ist, was nachher daraus ausläuft.

Sicher ist es für einen Polizeisenator nicht angenehm, dass sich die BewohnerInnen des Schanzenviertels aller Gentrifizierung zum Trotz einmal im Jahr das Recht herausnehmen, ein Fest zu feiern – ohne staatliche Reglementierung. Das passte zwar schon dem rechtspopulistischen Vorgänger Ronald Schill nicht, er ließ es sich aber gefallen. Denn auch eine Anmeldung des jährlichen Straßenfestes kann Ritual-Krawalle am Abend nicht verhindern.

Nun steuert Ahlhaus mit seinem restriktiven Kurs genau dorthin: Womöglich gibt es dieses Jahr ein angemeldetes Straßenfest – und am Abend unangemeldete Krawalle. Auf die ein zweites, spontanes Fest folgen könnte, bei dem es vielleicht ein zweites Mal zu Randale kommt.

Denn wer Randale als Spaß-Event versteht, dem ist es egal, ob ein Fest angemeldet wird oder nicht. KAI VON APPEN