Bahnpreise sollen weiter steigen

Die Mittelfristplanung des Unternehmens sieht eine weitere Anhebung der Tarife vor. Bis zu drei Prozent pro Jahr sind möglich. Dagegen müsste die Politik einschreiten, sagt der VCD. Heute beschäftigt sich zunächst der Aufsichtsrat mit dem Zahlenwerk

VON STEPHAN KOSCH

Die Bahn will ihre Ticketpreise im Personenverkehr in den kommenden Jahren offenbar weiter erhöhen. Nach Informationen der taz aus unternehmensnahen Kreisen sind dabei Anhebungen von bis zu drei Prozent pro Jahr denkbar. Die Erhöhung ist Teil der Mittelfristplanung bis zum Jahr 2009, die dem Aufsichtsrat heute vorgelegt wird.

Danach will das Unternehmen in den kommenden Jahren profitabler werden. Nach der Rückkehr in die Gewinnzone mit einem Plus von rund 200 Millionen Euro in diesem Jahr peilt der Konzern für 2005 ein Plus von über 400 Millionen Euro an. Bis 2009 soll der Betriebsgewinn auf 2 Milliarden Euro steigen.

Gleichzeitig werden aber auch wegen der Kürzungen im Haushalt des Verkehrsministeriums Investitionen ins Schienennetz ganz oder zum Teil gestrichen oder verzögert. Betroffen sind 141 Projekte. Auch damit wird sich der Aufsichtsrat heute beschäftigen.

Zu den in dem Kontrollgremium behandelten Themen wollte die Bahn sich gestern nicht äußern. Auf die Frage nach geplanten Preiserhöhungen sagte ein Unternehmenssprecher gegenüber der taz, nach der gerade erfolgten Tarifanpassung sei es zu früh, „um sich konkrete Gedanken zu machen, wann die nächste kommt“.

Erst zum Fahrplanwechsel am 12. Dezember hatte das Unternehmen seine Tickets teurer gemacht. Im Fernzügen wie ICE und IC kosten Reisen zwischen 150 und 750 Kilometer seitdem bis zu 4,2 Prozent mehr. Im Nahverkehr stiegen die Preise für Strecken unter 100 Kilometer um 3,9 Prozent, darüber um 3,3 Prozent. Die Bahn hatte dies unter anderem mit höheren Energiepreisen begründet.

Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) hatte bereits diese Anhebung als „falsches Signal“ kritisiert. Sollte die Bahn tatsächlich ihre Preise wie in der Planung angedacht weiter erhöhen, müsse die Politik einschreiten, sagte VCD-Bahnexpertin Heidi Tischmann der taz. „Man kann die Einnahmen nicht grenzenlos über eine Erhöhung der Fahrpreise steigern. Irgendwann wird Bahnfahren einfach zu teuer.“ Und das würde letztlich den verkehrspolitischen Zielen der Bundesregierung entgegenlaufen, die den Verkehr auf der Schiene stärken will. Sie forderte von der Bahn, dass diese nicht nur auf teure Hochgeschwindigkeitszüge setzt, sondern das Netz in seiner der Gesamtheit stärkt. Deshalb sieht der VCD auch die geplanten Investitionskürzungen mit gemischten Gefühlen. Negativ sei die Verzögerung beim Ausbau der Schiene zwischen Augsburg und München. Denn längere Bauzeiten kosteten mehr Geld, das letztlich der Steuerzahler aufbringen müsse. Zudem müsse der Fahrgast unter der längeren Störung des Bahnverkehrs leiden. Positiv sei, dass zum Beispiel die umstrittene und „verkehrspolitisch unsinnige“ Ypsilon-Trasse zwischen Hamburg/Bremen und Hannover vorerst auf Eis liege, sagte Tischmann.

Gestern demonstrierte die Bahn allerdings zunächst ein weiteres Interesse am Geschwindigkeitsrausch. Der Konzern übernahm die alleinige Verantwortung für das Transrapid-Projekt in München, das die Innenstadt mit dem Flughafen verbinden soll. Dazu will der Freistaat Bayern seinen 50-Prozent-Anteil an der bisher verantwortlichen Bayerischen Magnetbahn Planungsgesellschaft abgeben.

Das sei ein rechtlich notwendiger formaler Akt mit Blick auf das Planfeststellungsverfahren, erklärte eine Bahnsprecherin. Dieses soll im Februar eingeleitet werden. Bahnchef Mehdorn sagte, dass der endgültige Finanzierungsbedarf erst danach feststehe. Die bisherige Machbarkeitsstudie des Bundes geht von 1,6 Milliarden Euro aus. Der bayerische Verkehrsminister Otto Wiesheu (CSU) erwartet jedoch, dass die Strecke teurer wird.