Unsere Welt wird einkassiert

Die gemeinnützige Lotterie „Unsere Welt“ stellt ihren Betrieb ein. Grund sind ausbleibende Umsätze. Betreiber werfen der staatlichen Lottogesellschaft mangelnde Unterstützung vor. Projekte aus Umwelt und Entwicklung stehen jetzt auf der Kippe

VON HOLGER PAULER

Gutmenschen mit Hang zum Glücksspiel müssen sich demnächst wieder auf klassischen Lotto-Varianten konzentrieren. Der Grund: Die gemeinnützige Lotterie „Unsere Welt“ stellte gestern ihren Betrieb ein. Das nord-rhein-westfälische Innenministerium hat der Lotterie für das kommende Jahr keine Lizenz mehr erteilt. Eine Ursache hierfür seien hinter den Erwartungen zurück gebliebene Umsätze gewesen. „Reinertrag, Kosten und Gewinnsumme standen in keinem angemessenen Verhältnis“, sagte Dagmar Pelzer, Sprecherin des Innenministeriums, gestern zur taz. Statt 35 Millionen Euro hatte „Unsere Welt“ im laufenden Jahr nur etwa zehn Prozent der geplanten Gelder erzielen können. Die Monatsumsätze sanken von maximal 360.000 Euro im Dezember 2003 auf 73.000 im September 2004.

„Allein die Aussicht, neben dem Glücksspiel etwas Gutes zu tun, reicht nicht aus“, sagt Josef Tumbrinck, Vorsitzender des Naturschutzbundes (NABU) Nord-rhein Westfalens. „Ohne die Möglichkeit irgendwann mal einen hohen Jackpot abzuräumen fehlt der Anreiz.“ Der NABU gehört gemeinsam mit acht weiteren Organisationen wie Unicef, BUND oder Terre des Hommes zur „Stiftung Umwelt und Entwicklung“. Die Stiftung rief die Lotterie im vergangenen Jahr ins Leben, um Naturschutz- und Entwicklungsprojekte zu fördern. Die an der Lotterie beteiligten Organisationen erwägen nun eine Klage vor dem Verfassungsgericht.

Dietrich Garlichs, Geschäftsführer von Unicef Deutschland und Mitglied im Stiftungsvorstand, macht vor allem die im Staatsvertrag festgelegten Auflagen für das Scheitern verantwortlich. „Während der staatliche Lottoblock mit aggressiven Methoden um Kunden wirbt, wurde ‚Unsere Welt‘ durch strikte Auflagen gehindert, seinen Platz in der Lotterielandschaft zu finden“, sagte er gestern auf der Abschlusspressekonferenz in Bonn. Werbung war kaum möglich, Gewinne durften nicht über eine Millionen Euro liegen. Garlichs warf zudem dem staatlichen Unternehmen Westlotto vor, „Unsere Welt“ als unliebsame Konkurrenz betrachtet zu haben.

„Wir haben enorme Anstrengungen geleistet“, wies Westlotto-Sprecher Elmar Bamfaste die Vorwürfe zurück. Für das Scheitern sei der mangelnde Kundenzuspruch verantwortlich. Josef Tumbrinck vom NABU glaubt dennoch, dass der „staatliche Lotterieblock eine Burg aufgebaut“ habe, da das staatliche Lotteriemonopol im nächsten Jahr vermutlich fallen werde. „Die lassen da keinen mehr rein“, befürchtet Tumbrinck.

Um überhaupt wieder an Geld zu kommen, plant die Stiftung eine Neuauflage der Lotterie mit verändertem Konzept. „Projekte wie die Unterstützung der Erdbebenopfer im Iran oder der Schutz des tropischen Regenwaldes in Südamerika können allerdings vorerst nicht im geplanten Umfang gefördert werden“, sagt ein Sprecher der Stiftung.