Keiner schlägt Rainer

Der neue Opel-Betriebsratschef ist ein alter Bekannter

Der neue Verhandlungsführer der Bochumer Opelaner ist der alte. Rainer Einenkel, bisher Vize-Chef des Betriebsrats, ist zum Nachfolger des zurückgetretenen Vorsitzenden Dietmar Hahn gewählt worden. Für Opel-Verhältnisse endete die Wahl überraschend klar: 23 von 37 oft heillos zerstrittenen Betriebsräten entschieden sich für den ruhigen und erfahrenen Einenkel und dagegen, einen Novizen in die Verhandlungen mit dem Opel-Management nach Rüsselsheim zu schicken.

Obwohl Einenkel betont, sich nicht um das Amt gerissen zu haben, sehen viele den kleinen Mann mit der kehligen Stimme am Ziel eines Lebenstraums. Der 50-Jährige hat als Arbeitnehmervertreter Karriere gemacht, am Fließband hat er jahrelang nicht mehr gestanden. Bereits im Jahr 2002 hatte sich Einenkel um den Betriebsratsvorsitz bemüht, war jedoch bei der Wahl gescheitert.

Einenkel, Vater von drei Kindern im Alter von 18, 16 und 12 Jahren, gibt sich als Bochumer Standort-Patriot. Er wohnt im Nachbarort Witten, ist aber Fan des VfL. Privat fährt er, natürlich, einen Opel Zafira – der Familienwagen wurde bis zum Sommer in Bochum gebaut, künftig soll er im polnischen Gliwice produziert werden. Einenkels politische Heimat ist die DKP. Als Befürworter von Gorbatschows Entspannungspolitik trat er erst Ende der 80er Jahre aus der DDR-treuen Partei aus.

Den Opel-Streik im Oktober verteidigt Einenkel stets, während der Aktionen hielt er sich jedoch im Hintergrund. Unter den radikalen Streikführern gilt Einenkel als Arbeiterverräter: Er leitete die Versammlung, die den Streik in einer umstrittenen Abstimmung mit suggestiv formulierten Stimmzetteln beendete. Undurchsichtig war auch Einenkels Position in den Verhandlungen mit dem Opel-Management: Zuerst stimmte er der Einrichtung einer Einigungsstelle zu, bot daraufhin aber „aus Gewissensgründen“ seinen Rücktritt an. Nun, nur eine Woche später, kehrt er aus der Versenkung an die Spitze von 9.600 Arbeitern zurück. KAN