Länder kippen die Eliteunis

Nach dem Föderalismuskollaps rächen sich die Bundesländer und verkünden das Aus für das Eliteuniprogramm des Bundes. Allerdings soll Berlin weiterhin 1,5 Milliarden Euro zahlen. Baden-Württemberg und Bayern basteln an neuem Modell

VON CHRISTIAN FÜLLER

Der Titel ist sperrig, dennoch dürfte er noch für Aufregung sorgen. Unter dem Stichwort „Vollkostenfinanzierung der Forschung“ will das Land Baden-Württemberg eine Alternative zum Wettbewerb deutscher Eliteunis entwerfen, den Bildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) vorschlägt. „Wir werden dem Eliteansatz des Bundes ein eigenes Modell entgegenstellen“, sagte Wissenschaftsminister Peter Frankenberg der taz. „Mit dem Scheitern der Föderalismuskommission ist dem Eliteplan der Boden entzogen.“

Bulmahn hatte unter dem Namen „Deutschland sucht die Super-Uni“ einen Exzellenzwettbewerb angeregt, von dem am Ende zehn Unis mit zusätzlichen 50 Millionen Euro jährlich profitiert hätten. Ihre Länderkollegen hatten dem 1,9-Milliarden-Euro-schweren Programm, trotz öffentlichen Getöses, zugestimmt.

Frankenbergs Idee ist, die Gelder für die Unis zu retten. Die Ministerpräsidenten hatten nach dem Crash in der Föderalismuskommission die Eliteunis auf Eis gelegt. Nach Frankenbergs Plänen soll der Bund seinen Anteil von 1,5 Milliarden Euro weiter bezahlen – aber auf jede Mitsprache verzichten.

Die Beamten in Stuttgart arbeiten an einem Modell, bei dem die Deutsche Forschungsgemeinschaft das Geld verteilen würde. Forschungsstarke Unis würden so indirekt zu einem Elitezuschuss kommen. Eine internationale Jury, wie von Bulmahn angestrebt, soll es nicht mehr geben. „Der Vorschlag trägt dem Meinungsbild in der Föderalismuskommission Rechnung“, unterstützte Bayerns Wissenschaftsminister Thomas Goppel (CSU) den Plan. „Frankenberg nimmt viel von dem auf, worüber sich Bund und Länder bei der Eliteförderung einig waren.“

Der Staatssekretär des Bundesbildungsministeriums, Wolf-Michael Catenhusen (SPD), reagiert verschnupft. Er sprach von einem durchsichtigen Ablenkungsmanöver, um an das Geld des Bundes zu kommen. „Es ist zu simpel gedacht, die Mittel nach eigenem Gutdünken verteilen zu wollen – ohne die konzeptionelle Verständigung mit dem Bund zu suchen.“

Enttäuschung dürfte Frankenberg auch bei seinen Unis hervorrufen. Fünf von zwölf Spitzenunis sind in Baden-Württemberg zu Hause, sie hoffen aufs Elitegeld. „Wenn das Eliteprogramm nicht kommt“, sagte der Prorektor der Uni Karlsruhe, Volker Krebs, „wäre das ein Rückschlag für uns im internationalen Wettbewerb.“ Karlsruhe gehört in Physik und Ingenieurwesen zur deutschen Spitze – hat aber, wie alle Unis im Südwesten, mit Kürzungen ihres Etats durch das Land zu kämpfen.

Auch in Mannheim setzt man auf den Elitewettbewerb. „Er ist ein Baustein, um dringend benötigte zusätzliche Gelder zu generieren“, sagte der Präsident der Uni Mannheim, Hans-Wolfgang Arndt. Richtig sei, das Geld nicht mit der Gießkanne, sondern gezielt an die besten Unis zu verteilen. Minister Frankenberg sollte das wissen – er war Uni-Präsident in Mannheim, die in Volks- und Betriebswirtschaft das deutsche Uni-Ranking anführt.